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Tausende Frauen und Mädchen im Nordosten Nigerias haben die Gräueltaten der bewaffneten Gruppe Boko Haram überlebt – und wurden anschließend von den nigerianischen Sicherheitskräften, die sie eigentlich schützen sollen, erneut missbraucht und misshandelt. Darauf weist Amnesty International anlässlich des 25. Novembers hin, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen.
Der Amnesty-Bericht "They betrayed us" (siehe Download am Ende der Seite) zeigt, wie das nigerianische Militär und die mit ihm verbündete Miliz "Civilian Joint Task Force" (JTF) Frauen von ihren Männern trennte, sie in entlegene Camps sperrte und vergewaltigte.
Amnesty International hat außerdem Beweise dafür gesammelt, dass seit dem Jahr 2015 tausende Menschen in den Militärlagern im Bundesstaat Borno verhungert sind. Hungernde wurden unter Androhung von Gewalt und im Tausch gegen Nahrung zu Sex gezwungen, also vergewaltigt.
Die 20-jährige Ama (Name geändert) sagte Amnesty International, dass sie im Krankenhaus in dem Ort Bama vergewaltigt wurde, nachdem sie Essen von einem zivilen Mitglied der JTF angenommen hatte. Der Mann verlangte daraufhin, "bezahlt" zu werden.
Ama berichtete Amnesty: "Sie geben dir Essen, aber abends, gegen 17 Uhr oder 18 Uhr, kommen sie zurück und sagen dir, dass du mit ihnen mitgehen sollst. Einer (der JTF) kam und brachte mir Essen. Abends kam er zurück, aber ich versteckte mich. Am nächsten Tag sagte er, ich solle Wasser von ihm holen. Er schloss das Zelt hinter mir und vergewaltigte mich. Er sagte: 'Ich habe dir diese Dinge gegeben, wenn du sie willst, müssen wir Ehemann und Ehefrau sein.'"
"Es ist absolut schockierend, dass Menschen, die bereits so viel unter Boko Haram gelitten haben, weitere grausame Misshandlungen durch das nigerianische Militär erdulden mussten", sagt Osai Ojigho, Direktorin von Amnesty International Nigeria.
In den vergangenen Jahren hat das nigerianische Militär intensive Operationen durchgeführt, um Gebiete wiederzuerlangen, die unter die Kontrolle der bewaffneten Gruppe Boko Haram geraten waren. Aber anstatt Hunderttausende Menschen, die in diesen Gebieten gefangen waren, zu befreien, mussten Überlebende nur noch mehr Gewalt und Missbrauch erfahren.
Frauen, die von ihren Männern getrennt wurden, sind besonders gefährdet, Opfer von Missbrauch zu werden. Häufig wurden Männer allein aufgrund ihres Alters verdächtigt, Boko Haram-Kämpfer zu sein, ohne dass gegen sie Beweise erbracht wurden.
Aber eine Gruppe vertriebener Frauen, die sich Knifar-Bewegung nennt, setzt sich für Gerechtigkeit und für die Freilassung ihrer Männer ein. Die Gruppe hat etwa 1.300 Mitglieder: Sie haben eine Namensliste mit fast 800 Menschen aus ihren Dörfern erstellt, die während der Vertreibung an Hunger und Krankheit gestorben sind. Sie haben sexualisierte Gewalt gemeldet, für die sowohl das Militär als auch zivile Milizen verantwortlich sind. Die Gruppe legte einem Untersuchungsgremium des Präsidenten ausführliche Aussagen von Betroffenen über die Vergehen vor, denen sie ausgesetzt waren. Der Bericht wurde jedoch nicht veröffentlicht.
Daher muss nun öffentlicher Druck auf Nigerias Präsidenten Muhammadu Buhari ausgeübt werden, damit er den präsidentiellen Untersuchungsbericht veröffentlicht. Damit wäre ein großer Schritt in Richtung Gerechtigkeit getan.
Außerdem müssen vertriebene Frauen versorgt und vor Gewalt durch Sicherheitskräfte geschützt werden. Die Verantwortlichen für die Übergriffe müssen zur Verantwortung gezogen werden. Die nigerianische Regierung ist zum Schutz der Binnenvertriebenen verpflichtet und muss seinen Menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen.
Unterstütze die Knifar-Bewegung und fordere Gerechtigkeit und Freiheit von Missbrauch.
Fordere die nigerianischen Behörden auf, vertriebene Frauen vor sexueller Gewalt durch die Sicherheitskräfte zu schützen.