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Um die Arbeitsbedingungen für 24-Stunden-Betreuer*innen in Österreich zu verbessern, hat Amnesty International Österreich die Kampagne „24h unverzichtbar. Faire Arbeit für Betreuer*innen“ gestartet. Ein Rückblick feiert Erfolge, ein Ausblick fordert Veränderung.
Österreich hat eine zunehmend alternde Bevölkerung – mehr als 25 % der Bevölkerung werden bis 2040 älter als 65 Jahre sein. Damit steigt der Bedarf an Pflege- und Betreuungskräften. Betreuer*innen leisten wichtige Arbeit, auf die sehr viele von uns früher oder später angewiesen sind. In Österreich gibt es bereits heute mehr als 60.000 Betreuer*innen mit Gewerbeberechtigung. 92 % der Betreuer*innen sind Frauen und 98 % sind Migrant*innen, hauptsächlich aus Ost- und Mitteleuropa, vor allem aus Rumänien und der Slowakei.
Doch die Rechte der Betreuer*innen werden nicht ausreichend geschützt! Obwohl ihre Arbeit unverzichtbar ist, ist sie unterbewertet und prekär. Als selbstständig Gemeldete ist ihr Recht auf Krankengeld, Ruhezeiten, faire Bezahlung und angemessene Arbeitsbedingungen nicht gesichert. Viele sind zudem abhängig von Agenturen und können nicht selbstständig über ihre Arbeitssituation bestimmen.
Es ist wichtig, dass wir das Thema Pflege in unsere Mitte nehmen, denn sie ist und wird ein zentrales Problem unserer Lebenswirklichkeiten sein.
Ingrid Sitter, Betreuer*innen-Cafés Leonstein
Unser Research-Bericht „Wir wollen nur ein paar Rechte“ hat öffentliches Interesse für die Menschenrechte der Betreuer*innen geschaffen. In ganz Österreich und auch in der Slowakei schlug der Bericht große Wellen. Damit konnten wir das Thema auf die politische Agenda setzen und Entscheidungsträger*innen mussten sich öffentlich zu den Problemen äußern.
Gemeinsam mit unseren Partner*innen IG24, CuraFAIR und den Gründerinnen der Betreuer*innen-Cafés in Leonstein haben wir den 27. Juni als „Tag der Betreuer*innen“ ausgerufen. Der Tag hat die Bedeutung der Betreuungsarbeit in den Vordergrund gestellt und dazu beigetragen, dass die Initiative der Betreuer*innen-Cafés in ganz Österreich bekannter wurde.
Mit dem Engagement vieler Unterstützer*innen konnten wir in fünf Bundesländern Betreuer*innen-Cafés starten, das ist großartig! Dort konnten sich Betreuer*innen gegenseitig kennenlernen, austauschen oder einfach nur eine Tasse Kaffee gemeinsam trinken.
Am Tag der Betreuer*innen konnten wir einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen, wie wesentlich die Personenbetreuung für das österreichische Altenbetreuungssystem ist – und dass den Personenbetreuer*innen dennoch zu wenig Respekt und Wertschätzung entgegengebracht wird.
Christian Leitner, Leitung CuraFAIR
In mehreren direkten Gesprächen mit zuständigen Landesrät*innen und dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz konnten wir unser Anliegen und unsere Forderungen vorlegen und besprechen.
Am 15. September 2021 luden wir zu einer Dialogveranstaltung ins Albert-Schweitzer-Haus. Erstmals kamen Betreuer*innen und Ministeriumsvertreter*innen persönlich zusammen. Verschiedene Lösungsansätze wurden besprochen, wie zum Beispiel die Schaffung einer Überprüfungsstelle zur Rechtmäßigkeit von Verträgen, die Einführung verpflichtender Qualitätszertifikate für Agenturen, die die Situation von Betreuer*innen miteinschließen oder die notwendige Verbreiterung der Finanzierung für die Pflege allgemein.
Damit haben wir die ersten wichtigen Schritte mit unserer Kampagne gesetzt. Die Stimmen von Betreuer*innen müssen weiterhin gehört und in der kommenden Pflegereform einbezogen werden. Die Entscheidungsträger*innen sind jetzt gefragt, strukturelle Verbesserungen für Betreuer*innen in die Wege zu leiten. Es braucht einen rechtlichen Rahmen, der sicherstellt, dass die Rechte aller Betreuer*innen, ob selbstständig oder unselbstständig, geschützt werden. Dazu zählen ein fairer Mindestlohn und Schutz vor überlangen Arbeitszeiten. Zusätzlich braucht es flächendeckende mehrsprachige Unterstützungs- und Beratungsangebote für Betreuer*innen sowie eine Ausweitung der Zertifizierungen von Agenturen.
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