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aus dem magazin

Migrantische Sexarbeit: Ein Kampf um Respekt und Anerkennung

14. Jänner 2025

Aus dem Amnesty Magazin, Ausgabe Dezember 2024

Was braucht es, um die Lebensrealitäten migrantischer Sexarbeiterinnen* zu verbessern? Das beschreibt Bendera Kenga Masha vom Verein LEFÖ in ihrem Beitrag.

Die Lebensrealitäten migrantischer Sexarbeiterinnen* in Österreich sind durch ein komplexes Geflecht von Diskriminierung, Stigmatisierung und Marginalisierung geprägt und nach wie vor höchst prekär. Sexarbeit ist gesellschaftlich weiterhin ein polarisierendes Thema, das oftmals auf Basis von patriarchalen Normen und Vorstellungen über Moral und Sexualität diskutiert wird. Die gesellschaftliche Tabuisierung führt dazu, dass die Rechte, die Gesundheit und der Schutz von Sexarbeiterinnen* häufig ignoriert und ihre Stimmen in der öffentlichen Debatte kaum Gehör finden. Diese komplexe Situation begleitet die tägliche Arbeit des Vereins LEFÖ, der sich seit über 30 Jahren für die Rechte von migrantischen Sexarbeiterinnen* einsetzt.

Nach Schätzungen sind 90 bis 95 % der registrierten Sexarbeiterinnen* in Österreich Migrantinnen. Sie erleben häufig mehrere Diskriminierungsformen, darunter Rassismus, Sexismus, Transfeindlichkeit, Klassismus und das Stigma der Sexarbeit, was sie überproportional von struktureller Gewalt betroffen macht. Trotzdem sind die Zusammenhänge von Migration und prekärer Arbeit im Diskurs über die prekären Arbeitsbedingungen in der Sexarbeit meistens unterbelichtet. Prekäre Arbeitsverhältnisse sind kein exklusives Phänomen der Sexarbeit – sie finden sich auch verstärkt in anderen Berufen, die überwiegend von Migrant*innen und Frauen* ausgeübt werden. Im Fokus sollten daher die zugrundeliegenden Strukturen stehen, die migrantische Arbeit prekarisieren und ausbeuterische Verhältnisse ermöglichen.

Ein immer noch aktuelles Beispiel von struktureller Diskriminierung ist das Berufsverbot von HIV-positiven Sexarbeiterinnen*. Obwohl es bereits wirksame Therapien gibt, die die Gefahr der Virusübertragung ausschließen, werden sie durch das Berufsverbot weiter stigmatisiert, ausgegrenzt und in die Illegalität verdrängt. Dieses gesetzliche Berufsverbot entspricht weder der heutigen medizinischen Realität noch den Grundsätzen der Gleichbehandlung. AIDS-Hilfen fordern deshalb schon seit Langem dessen Aufhebung. 

Um die Situation von Sexarbeiterinnen* zu verbessern, sind Gesetze und Regelungen erforderlich, die ihre Menschenrechte schützen. Das Durchsetzen von Arbeitsrechten und die Verbesserung von bereits bestehenden Regelungen sind wirksame Maßnahmen gegen prekäre Arbeitsverhältnisse in der Sexarbeit. Zudem ist es wichtig, den Diskurs über Sexarbeit auf einer arbeitsrechtlichen Basis zu führen und nicht auf einer moralischen. Die Stimmen von Sexarbeiterinnen* müssen in Entscheidungsprozesse integriert werden, um eine inklusive und solidarische Gesellschaft zu schaffen.

Mehr Informationen unter lefoe.at 

Bendera Kenga Masha ist Öffentlichkeitsarbeiterin bei LEFÖ und dem Arbeitsbereich LEFÖ-TAMPEP Beratung und Gesundheitsprävention für Migrantinnen* in der Sexarbeit.

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