Queer Joy – oder doch wieder „Angst essen Seele auf“?
31. Mai 2024Gastkommentar aus dem Amnesty Magazin, Ausgabe Juni 2024
LGBTIQ Geflüchtete sind auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben, geschützt vor trans- und homofeindlichen Gesetzen, die in manchen Ländern sogar die Todesstrafe vorsehen. Österreich ist für viele von ihnen ein Ort der Zuflucht. Doch trotz der Fortschritte der letzten Jahre bleibt der Weg zu einem inklusiven und fairen Asylverfahren ein beschwerlicher.
Die Wiener Organisation Queer Base ist 2015 angetreten, um LGBTIQ Geflüchtete auf dem steinigen Pfaden durch das österreichische Asylsystem zu begleiten und an einer strukturellen Veränderung zu bauen, die einen fairen Zugang zum Asylsystem ermöglicht.
ist queer-feministische Aktivistin, Autorin und Mitbegründerin von Queer Base.
ist queer-feministische Aktivistin, Autorin und Mitbegründerin von Queer Base.
Ein wichtiger Aspekt – neben der Rechtsberatung von Anfang an – ist dabei der Zugang zur LGBTIQ Community. Unsere queere Community in Wien ist der Ort, um Gleichgesinnte zu treffen. Bei der Queer Base arbeiten Menschen, die die Erfahrung fliehen zu müssen aus erster Hand kennen. Wir alle verstehen auf sehr konkrete Art das Gefühl, ausgeschlossen zu werden, die Angst, Schande über die Familie gebracht zu haben und unerwünscht zu sein. Die Queer Base ist deshalb für viele erstmals ein Ort, an dem sich niemand mehr verstecken muss. Ein Ort, an dem sich Sprache für das eigene Empfinden finden und ausdrücken lässt. Ein Ort, der die Isolation beendet, die massive Einschnitte der psychischen Gesundheit hinterlassen hat.
Erfolge und Rückschritte
Die Queer Base hat seit seinem Bestehen viele Erfolge gefeiert. Unvorstellbar war es etwa noch vor ein paar Jahren, dass es in jeder Bundeseinrichtung der Grundversorgung wie z.B. im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen von uns ausgebildete Vertrauenspersonen für LGBTIQ Geflüchtete gibt. Seit 2015 ermöglicht die Stadt Wien trotz Übererfüllung der Verteilungsquote die Aufnahme von LGBTIQ Geflüchteten in spezifische Unterbringung in Wien.
In den letzten Monaten sehen wir allerdings Rückschritte: Trotz besserer Früherkennung werden queere Geflüchtete wieder in die Bundesländer geschickt. Isoliert, weit weg von Community, weit weg von dieser gemeinsamen Sprache, die „Queer Joy“ endlich fühlbar macht. Die Auswirkungen sind wiederholte Angst, Übergriffe in den Unterbringungen und unnötig in die Länge gezogene Verfahren.
Es ist entscheidend, dass österreichische Behörden sich für den Schutz von geflüchteten LGBTIQ-Personen einsetzen. Dies erfordert spezielle Unterstützung, respektvolle Asylverfahren und eine konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen. Eine Zukunft ohne Angst ist möglich. Queere Geflüchtete brauchen dafür den richtigen Rahmen.
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