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Georgien: Aktivist Davit Katsarava von Polizei gefoltert

Der Aktivist Davit Katsarava wurde am 14. Mai 2024 während einer friedlichen Protestveranstaltung festgenommen und von Polizeikräften gefoltert und misshandelt. Sie filmten die erniedrigende Behandlung mit ihren Handys. Davit Katsarava wurde daraufhin mit Knochenbrüchen im Gesicht, einer schweren Gehirnerschütterung und einer Augenverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Davit Katsarava wurde am 14. Mai 2024 von Sondereinsatzkräften der Polizei vor dem Parlamentsgebäude festgenommen, wo er friedlich gegen das "Gesetz über die Transparenz ausländischer Einflussnahme" protestierte.

Mehrere Polizeibedienstete mit schwarzen Gesichtsmasken zerrten ihn plötzlich weg, und schlugen auf ihn ein. Nach mehreren Stunden Gewalt und Demütigung filmten sie ihn, während sie angeblich auf die Bestätigung warteten, ihn einer Polizeistreife zu übergeben. Nach Unterzeichnen einer Einwilligung in ein Verwaltungsverfahren wegen "minderschweren Rowdytums" wurde Davit Katsarava von der Streifenpolizei in ein Krankenhaus gebracht, wo eine schwere Gehirnerschütterung und mehrere Knochenbrüche im Gesicht, einschließlich einer Fraktur an der Augenhöhle und eines gebrochenen Kiefers, diagnostiziert wurden und er operiert wurde. Der Aktivist hat nach wie vor eine Gehirnerschütterung und kann nicht richtig sehen.

Davit Katsarava ist einer von zahlreichen Menschen, die bei friedlichen Protesten von Sicherheitskräften schwer verletzt wurden. Seit April 2024 sind Berichten zufolge mehr als 100 Personen wegen ihrer Teilnahme an Protesten willkürlich festgenommen, schwer geschlagen und gefoltert oder anderweitig misshandelt worden.

Obwohl mehr als 100 Beschwerden von Demonstrierenden über Schläge und andere Formen von Folter und Misshandlung eingingen, sind bisher keine Verantwortlichen ermittelt oder zur Rechenschaft gezogen worden. Der Mangel an zielführenden Untersuchungen und die fehlende Rechenschaftspflicht leisten einer Kultur der Straflosigkeit in Georgien weiter Vorschub.

Fordere jetzt mit uns vom georgischen Premierminister Kobakhidze, die Foltervorwürfe von Davit Katsarava und allen anderen Protestierenden umgehend unparteiisch und zielführend zu untersuchen!

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Mehr Informationen zum Fall

Davit Katsarava ist ein Sprecher der georgischen Anti-Besatzungsbewegung "Stärke durch Einheit", die seit 2017 die russische Besatzungslinie (die Grenze zwischen den von Georgien kontrollierten Gebieten und den von Russland besetzten Regionen des Landes) beobachtet. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Bewegung besucht Davit Katsarava regelmäßig die Region, um Beschwerden der örtlichen Bevölkerung zu dokumentieren und russische Militärbewegungen zu beobachten. Zudem hat er sich aktiv an den Protesten gegen das "Gesetz über die Transparenz ausländischer Einflussnahme" beteiligt, das zivilgesellschaftliche Organisationen, die Gelder aus dem Ausland erhalten, dazu verpflichtet, sich als "Verbreiter ausländischen Einflusses" registrieren zu lassen. Das mittlerweile in Kraft getretene Gesetz verstößt gegen die Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit.

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie sich Davit Katsarava am 14. Mai 2024 inmitten anderer Teilnehmer*innen der Kundgebung gegen das Gesetz aufhält und friedlich mit Polizist*innen spricht, als plötzlich mehrere Polizeikräfte – alle mit schwarzen Gesichtsmasken – in seine Richtung laufen und ihn wegzerren. Sie stoßen ihn zu Boden, legen ihm Handschellen an und beginnen, ihm unter Beleidigungen ins Gesicht und auf den Kopf zu schlagen. Anschließend wurde der Aktivist in einen Kleinbus der Polizei gebracht, wo er mit speziellen Hartknöchelhandschuhen weiter verprügelt wurde, insbesondere durch Schläge ins Gesicht und auf den Kopf. Einer der Polizisten versuchte zudem mehrmals, ihm mit seinem Schal die Luft abzuschnüren.

Am 28.Mai 2024 schilderte Davit Katsarava in einem Video-Interview mit Amnesty International im Detail wie er festgenommen, und von Spezialkräften der Polizei über eine Stunde lang geschlagen und misshandelt wurde:

"Die Schläge und körperlichen Misshandlungen begannen sofort, als sie mich festhielten und aus dem Protestgebiet schleppten. Sie nahmen mir meine Tasche, mein Telefon und meine persönlichen Gegenstände ab und begannen, mich erbarmungslos zu schlagen, während sie menschenverachtende Beleidigungen schrien. Irgendwann hörte ich, wie jemand den Befehl gab, einen Kreis zu bilden, und etwa 10 Mitglieder der Spezialeinheiten begannen gleichzeitig auf mich einzuschlagen, während ich mit Handschellen gefesselt am Boden lag. Danach setzten sie mich in den Minivan, wo die Beleidigungen, Misshandlungen und Schläge weitergingen. Sie trugen spezielle Handschuhe mit Schlagringen und richteten die Schläge auf mein Gesicht und meinen Kopf. Bei der dritten Attacke schlugen sie mich mit besonderer Grausamkeit, da einer von ihnen schrie: "Tötet ihn, tötet ihn". Dann begannen sie, mich mit dem Schal, den ich trug, zu würgen. Ich war sicher, dass ich entweder getötet oder verstümmelt werden würde. Als sie sahen, dass mein ganzes Gesicht und mein Kopf bluteten und ich mein linkes Auge nicht mehr öffnen konnte, zückten sie ein Handy und begannen, mich zu filmen. Erst nachdem sie mich gefilmt hatten, übergaben sie mich der Polizei, die mich dazu brachte, einen Bescheid über ein drohendes Verwaltungsverfahren zu unterschreiben, und anschließend einen Rettungswagen rief."

Davit musste sich einer dringenden Operation für seine gebrochenen Gesichtsknochen und einer Augenoperation unterziehen und leidet weiterhin an den Folgen einer Gehirnerschütterung, die ihn daran hindern, auch nur einfache Tätigkeiten auszuführen. Außerdem hat er eine Beeinträchtigung des Sehvermögens und dauerhafte Augenverletzungen.

Der Sonderermittlungsdienst, eine Einrichtung, die mit der Untersuchung von Missbräuchen durch die Polizei beauftragt ist, hat eine Untersuchung der Schläge auf Davit Katsarava eingeleitet, die sie als "Überschreitung der Amtsgewalt unter Anwendung von Gewalt" (Artikel 333(3)(b) Strafgesetz) einstuft.

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