© Design by Colin Foo. Composite images: Pexels, Unsplash
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FIFA muss Menschenrechte bei Fußball-WM 2030 und 2034 garantieren

6. Juni 2024
  • FIFA muss sicherstellen, dass Menschenrechte bei den WM-Bewerbungen 2030 und 2034 gewahrt werden.
  • Die Bewerbungen von Marokko, Spanien und Portugal (2030) sowie Saudi-Arabien (2034) weisen erhebliche Menschenrechtsprobleme auf. Risiken wie Polizeigewalt, Ausbeutung von Arbeitsmigrant*innen und fehlende Meinungsfreiheit.
  • Amnesty International fordert strikte Einhaltung der Standards, unabhängige Bewertungen und verbindliche Zusagen der Gastgeberländer, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern.

Amnesty International hat die Menschenrechtssituation der Bewerbungen für die Fußballweltmeisterschaften der Männer 2030 und 2034 bewertet und weist auf erhebliche Risiken hin. Die FIFA muss sicherstellen, dass die Menschenrechte bei der Organisation des größten Sportereignisses der Welt uneingeschränkt geachtet werden.

Die FIFA muss jedes Gebot ablehnen, bei dem die Gefahr besteht, dass das Sportereignis erneut durch Missstände beeinträchtigt wird, so Amnesty International in einem heute veröffentlichten Bericht.

Der Bericht Playing a Dangerous Game? Human Rights Risks Linked to the 2030 and 2034 FIFA World Cups bewertet die Menschenrechtsrisiken im Zusammenhang mit den Bewerbungen. Für 2030 gab es ein gemeinsames Angebot von Marokko, Spanien und Portugal mit zusätzlichen Spielen in Argentinien, Paraguay und Uruguay für die WM-Endrunde. Für 2034 hat sich einzig Saudi-Arabien für die Ausrichtung des Turniers beworben.

Steve Cockburn, Leiter des Bereichs Arbeitsrechte und Sport bei Amnesty International, sagt dazu:

„Da es für jedes Turnier nur jeweils eine Bewerbung gibt und beide mit erheblichen Menschenrechtsproblemen behaftet sind, stellt sich die Frage, ob die FIFA sich an die in den letzten Jahren gemachten Zusagen und Reformen halten und von ihrem Recht Gebrauch machen wird, jede Bewerbung abzulehnen, die nicht ihren erklärten Menschenrechtsanforderungen entspricht.“

„Die mit der gemeinsamen FIFA-Fußball-WM-Bewerbung 2030 verbundenen Menschenrechtsprobleme sind erheblich und müssen angegangen werden, doch die mit der Bewerbung Saudi-Arabiens um die FIFA-Weltmeisterschaft der Männer 2034 verbundenen Risiken – für Beschäftigte, Fans und Journalist*innen – sind von einem ganz anderen Ausmaß und Schweregrad.“

Die Geschichte zeigt, dass eine Weltmeisterschaft für Würde oder Ausbeutung, Inklusion oder Diskriminierung, Freiheit oder Unterdrückung stehen kann. Dies macht die Vergabe der Austragungsrechte für die Turniere 2030 und 2034 durch die FIFA zu einer der folgenreichsten Entscheidungen, die je von einer Sportorganisation getroffen wurden.

Steve Cockburn, Leiter des Bereichs Arbeitsrechte und Sport bei Amnesty International

Die FIFA hat darauf bestanden, dass die Bewerberländer zivilgesellschaftliche Organisationen, einschließlich Menschenrechtsgruppen, konsultieren, was jedoch nicht geschehen ist. Die FIFA hat bislang nicht auf die Aufforderung von Amnesty International reagiert, mit Berater*innen zu sprechen, die an der menschenrechtsbasierten Bewertung der Bewerbungen beteiligt waren.

Das Versäumnis der FIFA, bei der Vergabe der meisten früheren Weltmeisterschaften die Einhaltung der Menschenrechte zu gewährleisten, hat Menschenrechtsverletzungen Vorschub geleistet. Bei der WM der Männer 2022 in Katar kamen Arbeitsmigrant*innen auf vielfache Art und Weise zu Schaden. Es kam zu Lohnausfällen, schweren Verletzungen und sogar Todesfällen.

Risiken der Bewerbung Marokkos, Portugals und Spaniens für die WM 2030

Die gemeinsame Bewerbung Marokkos, Portugals und Spaniens für die Fußball-WM der Männer 2030, bei der drei Spiele in Argentinien, Paraguay und Uruguay ausgetragen werden, birgt Menschenrechtsrisiken, vor allem in Bezug auf Arbeitsrechte, Diskriminierung, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Polizeigewalt, Privatsphäre und Wohnraum.

In Marokko werden umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich sein, u. a. für ein neues Stadion mit 115.000 Plätzen, aber die geplante Gesetzgebung zur Verbesserung der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz muss noch verabschiedet werden, und Zwangsräumungen sind ein Problem. In den drei vorgeschlagenen Gastgeberländern sind Arbeitsmigrant*innen der Gefahr von Ausbeutung und anderen Menschenrechtsverletzungen, einschließlich Menschenhandel, ausgesetzt. Die Zahl der Arbeitsunfälle in Spanien und Portugal ist höher als im EU-Durchschnitt. Bei der Erweiterung des Camp-Nou-Stadions des FC Barcelona im Jahr 2023 wurden Arbeitsmigrant*innen um ihren Lohn gebracht und Opfer von weiteren Menschenrechtsverstößen.

Die exzessive Anwendung von Polizeigewalt, darunter der Einsatz von Gummigeschossen, ist in allen drei Ländern nachweislich eine Gefahr, sowohl beim Fußball als auch in anderen Zusammenhängen. Die Polizei in Spanien und Portugal sind Gegenstand zahlreicher Beschwerden von Fans aus dem In- und Ausland. Auch das Recht auf Privatsphäre könnte durch invasive Spionageprogramme und biometrische Überwachung, insbesondere in Marokko und Spanien, bedroht sein.

Risiken der Bewerbung Saudi-Arabiens für die WM 2034

Saudi-Arabien weist eine erschreckende Menschenrechtsbilanz auf, und die Bewerbung birgt eine große Bandbreite sehr ernster Gefahren. Das Königreich hat in den letzten Jahren Milliarden für eine Kampagne zur Imageverbesserung ausgegeben und sich dabei stark auf Investitionen in den Sport, einschließlich des Fußballs, gestützt, um von seiner miserablen Menschenrechtsbilanz abzulenken. Und auch der Entwurf für ein neues Strafgesetzbuchs dürfte viele Menschenrechtsverletzungen weiter gesetzlich verankern.

Die Austragung des Turniers würde ein umfangreiches Bauprogramm erfordern, das die Gefahr von rechtswidrigen Zwangsräumungen erhöht, zu denen es im Rahmen bestehender Bauprojekte gekommen ist, einschließlich Berichten über den Einsatz tödlicher Gewalt bei der Räumung von Siedlungen im Zusammenhang mit dem Bau der Wüstenstadt The Line, einem Teil des NEOM-Städtebauprojekts.

Für den Bau und die Durchführung des Turniers werden wahrscheinlich Hunderttausende von Arbeitskräften benötigt, von denen die meisten ausländische Staatsangehörige sein werden, die bereits jetzt den größten Teil der Arbeitskräfte im privaten Sektor stellen und einem hohen Risiko von Arbeitsrechtsverstößen ausgesetzt sind. Das Kafala-System, das den Aufenthaltsstatus von Arbeitsmigrant*innen rechtlich an eine*n Arbeitgeber*in oder Sponsor*in bindet, gibt den Beschäftigten nur begrenzte Rechtsmittel, wenn sie Lohndiebstahl, Gewalt oder andere Menschenrechtsverletzungen erfahren.

Abhilfemaßnahmen und Empfehlungen

Um Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der FIFA Fußball-WM der Männer 2030 zu verhindern, sind Maßnahmen zur Stärkung der Arbeitsrechte, zur Bekämpfung von Diskriminierung, zum Schutz des Rechts auf Wohnraum und zur Gewährleistung der Meinungsfreiheit erforderlich.

Um Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Bewerbung Saudi-Arabiens für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2034 zu verhindern, wären grundlegendere Reformen erforderlich, einschließlich umfassender Änderungen des Arbeitsrechts zum Schutz der Beschäftigten und der Freilassung von Aktivist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen, die zu Unrecht in Haft sind.

Zu den wichtigsten Empfehlungen des Berichts gehört, dass die FIFA bei jeder Bewerbung eine wirklich unabhängige Bewertung der Menschenrechtsrisiken vornimmt und verbindliche Zusagen der Gastgeberländer einholt, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. Dies muss strenge Systeme zur Überwachung und Durchsetzung ihrer Umsetzung, einschließlich Beschwerdemechanismen und Zugang zu wirksamen Rechtsmitteln, umfassen.

Der Bericht betont, dass die FIFA die Fußball-WM der Männer nicht an Bewerberländer vergeben darf, die die Menschenrechte nicht garantieren, und dass sie jede Vereinbarung über die Ausrichtung des Turniers kündigen muss, wenn die Menschenrechte gefährdet sind oder verletzt werden.