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Die Behörden in Belarus schneiden auch der dynamischen Kulturszene zunehmend die Luft ab. Unsere Recherchen zeigen, wie Künstler*innen, Musiker*innen, Schriftsteller*innen und Schauspieler*innen willkürlich festgenommen und gefoltert werden, während andere ihre Stelle verlieren.
Der kulturelle Sektor in Belarus wird infolge des scharfen Vorgehens der Behörden nach den Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Lukaschenko immer stärker unterdrückt: Gegen zahlreiche Kulturschaffende wurden haltlose strafrechtliche Verfahren eingeleitet; einige von ihnen befinden sich bereits hinter Gittern und müssen mit langen Haftstrafen rechnen. Das zeigen aktuelle Recherchen von Amnesty International, die in einem neuen Briefing veröffentlicht wurden.
Mit der Solidaritätskampagne #StandWithBelarus ruft Amnesty International Unterstützer*innen weltweit auf, an verschiedenen Aktionen teilnehmen, um ihre Solidarität mit den friedlichen Protestierenden in Belarus auszudrücken.
„Wer es wagt, auf kreativem und künstlerischem Wege Kritik an den belarussischen Behörden zu üben, wird gnadenlos verfolgt. Die Behörden nehmen die kulturelle Szene des Landes methodisch auseinander und gehen gezielt gegen Künstler*innen vor. Damit versuchen sie, auch die letzten Überreste der kritischen freien Meinungsäußerung zu beseitigen”, sagt Aisha Jung, Belarus-Expertin bei Amnesty International, und sagt weiter:
"Unsere globale Solidaritätskampagne unterstützt alle friedlichen Mittel des Protests und des Widerstands der Menschen in Belarus angesichts der zynischen und unheilvollen Versuche der Behörden, ihnen ihre Menschenrechte abzusprechen und ihren Zugang zu vielfältigen Ideen und Meinungen einzuschränken."
Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie die belarussischen Behörden die kreativsten Köpfe des Landes mundtot machen.
Aisha Jung, Belarus-Expertin bei Amnesty International
Vola Semchanka, eine Folksängerin und Tänzerin, die bis vor Kurzem als Kommunikationsassistentin für das Staatstheater in Mahiljou arbeitete, sagte Amnesty International, sie sei seit Oktober 2020 mehrmals festgenommen und mit Geldstrafen belegt worden, weil sie an “nicht genehmigten” Versammlungen teilgenommen haben soll. Zudem habe man sie am Arbeitsplatz drangsaliert. Der Direktor des Theaters weigerte sich damals, Vola Semchanka und andere Künstler*innen zu entlassen. In der Folge verlor er selbst seinen Job. Daraufhin entzog man Vola Semchanka die Verantwortung für zahlreiche Aufgabenbereiche, und am 18. Februar wurde sie gekündigt. Kurz zuvor war der Amnesty-Bericht fertiggestellt worden, in dem auch ihre Geschichte erzählt wird.
„Nach meiner ersten Inhaftierung wollte ich nicht zuhause sein, daher übernachtete ich meistens bei Freund*innen. Mittlerweile habe ich mich an ein Leben gewöhnt, in dem ich mich ständig in Gefahr fühle. Wir könnten alle jederzeit der staatlichen Verfolgung zum Opfer fallen”, sagt Vola Semchanka.
Nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ganze kulturelle Einrichtungen werden zur Zielscheibe staatlicher Repressalien – so auch das Nationale Akademische Janka-Kupala-Theater. Im August 2020 setzte sich Theaterdirektor Pavel Latushko öffentlich für die friedlichen Protestierenden ein. Sein Vertrag wurde umgehend beendet und mehr als 60 Angestellte, darunter so gut wie alle Schauspieler*innen des Theaters, kündigten aus Protest.
Die globale Solidaritätskampagne #StandWithBelarus von Amnesty International wurde am 27. Jänner ins Leben gerufen. An diesem Tag veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation einen neuen Bericht: Aus ihm geht hervor, dass in Belarus das Justizsystem dazu missbraucht wird, die Betroffenen von Folter statt die dafür Verantwortlichen zu bestrafen. In einem Briefing vom 8. Februar zeigte Amnesty International außerdem auf, dass die belarussischen Behörden sogar zu Drohungen, Schikanen und Strafverfolgung von Kindern und Minderjährigen greifen, um kritische Stimmen zu unterdrücken.
Seit der Unabhängigkeit von Belarus hat es in dem Land kein derartig hartes Vorgehen gegen die Menschen und ihre Rechte mehr gegeben. Auf der ganzen Welt werden Unterstützer*innen von Amnesty International an verschiedenen Aktionen teilnehmen, um ihre Solidarität mit den friedlichen Protestierenden in Belarus auszudrücken.