Friedensnobelpreis 2023 geht an im Iran inhaftierte Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi
6. Oktober 2023Der Friedensnobelpreis 2023 geht an die im Iran inhaftierte iranische Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi. Die politisch inhaftierte Menschenrechtsverteidigerin kämpft seit vielen Jahren unermüdlich für Menschen- und Frauenrechte im Iran – massivster Verfolgung und mehrfachen Inhaftierungen zum Trotz. Amnesty International gratuliert Narges Mohammadi herzlich und fordert ihre sofortige Freilassung.
„Heute ist ein Festtag! Die Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an Narges Mohammadi ist eine verdiente Auszeichnung für ihren mutigen Einsatz im Iran und ein wichtiges Zeichen für den Widerstand der iranischen Frauen gegen ein autoritäres System, das die Menschenrechte mit Füßen tritt. Es ist aber auch ein Appell an uns alle, immer und immer wieder hinzuschauen auf dieses menschenrechtsfeindliche Regime. Die Verantwortlichen inhaftieren willkürlich Menschen, die sich für ihre Rechte einsetzen, foltern sie und machen sich Vergehen schuldig, die international geahndet werden müssen,” so Shoura Zehetner-Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich.
Mutiger Einsatz im Angesicht brutaler Verfolgung
Die bekannte iranische Menschenrechtsverteidigerin und Mitglied der Amnesty International Österreich Mediziner*innen-Gruppe Narges Mohammadi prangerte unter anderem die Praxis der Einzelhaft in iranischen Gefängnissen öffentlich an und forderte Rechenschaft für Hunderte rechtswidrige Tötungen während der landesweiten Proteste im November 2019. Narges Mohammadi hat ein Buch über Weiße Folter geschrieben, in dem sie ihre eigenen und die Erfahrungen weiterer inhaftierter Frauen schildert. 2011 wurde Narges Mohammadi allein wegen ihrer friedlichen Menschenrechtsarbeit im Centre for Human Rights Defenders zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt. In einem weiteren unfairen Gerichtsverfahren im April 2016 wurde sie zu weiteren 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Ihre Verurteilung erfolgte ausschließlich aufgrund ihrer Menschenrechtsarbeit. Weltweit forderten Tausende Menschen ihre Freiheit. Anfang Oktober 2020 wurde Narges Mohammadi vorzeitig aus dem Gefängnis von Zanjan im Iran entlassen.
Erneute Haft und Folter
Nach ihrer Freilassung setzte Narges Mohammadi ihren Weg als Menschenrechtsverteidigerin ohne einen Tag Pause weiter fort. Tag für Tag kämpfte sie für politisch Inhaftierte, ihre Familien und Hinterbliebenen und für die Rechte der Frauen im Iran. Für diesen Einsatz geriet sie erneut ins Visier der iranischen Behörden. Am 16. November 2021 wurde Narges Mohammadi in Karaj in der Provinz Alborz erneut willkürlich und gewaltsam verhaftet. Sie nahm gerade an einer Gedenkveranstaltung teil. Im Gefängnis wurde sie von Angehörigen der Strafverfolgungsbehörden auf Geheiß des Geheimdienstministeriums gefoltert und anderweitig misshandelt. Man verweigerte ihr vorsätzlich eine angemessene Gesundheitsversorgung, um sie für ihre Menschenrechtsarbeit zu bestrafen. Zusätzlich drohen ihr 154 Peitschenhiebe. Sie wurde in zwei separaten Fällen zu insgesamt zehn Jahren und acht Monaten Gefängnis sowie 154 Hieben und anderen Sanktionen verurteilt.
Ich freue mich für Narges Mohammadi – diese Auszeichnung ist ein starkes Zeichen. Und ich fordere die politisch Verantwortlichen – auch und besonders hier in Österreich – auf, die Gräueltaten des iranischen Regimes nicht länger hinzunehmen.
Shoura Zehetner-Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich