

Hate Crimes gegen LGBTQIA+ Personen in Österreich: Was tun wir gegen den Hass?
26. März 2025Seit dem vergangenen Wochenende ermittelt die Polizei in ganz Österreich gegen mittlerweile mindestens 18 Personen aufgrund des Verdachts von Hassverbrechen gegen Homosexuelle – möglicherweise nur die grausige Spitze des Eisbergs, wie auch die Behörden vermuten. Was schockiert ist nicht nur die perfide und detailreich geplante Welle der Gewalt, die offenbar geworden ist; sondern auch oder noch viel mehr der dahinter liegende Hass. Ist auch in Österreich – wie in anderen europäischen Ländern und den USA – ein Mindshift passiert, der unter der Oberfläche brodelt, und der dazu führt, dass wir viele der Errungenschaften in unserer pluralistischen Gesellschaft wieder zu verlieren drohen? Können sich LGBTQIA+ Personen in Österreich nicht mehr sicher fühlen?
„Wir haben es nicht mit zufälligen Einzeltäter*innen zu tun, sondern mit einem strukturellen Problem der Gewalt gegen LGBTQIA+ Menschen,“ sagt Mariam Vedadinejad, Aktivistin bei Queer Amnesty.
Die Dimension und die Tatsache, dass ungehemmte Hetze gegen LGBTQIA+ Personen derart zugenommen haben, ist mehr als nur besorgniserregend. Es geht nicht mehr um Worte, sondern um rohe Gewalt ungeahnten Ausmaßes.
„Was die Ermittler*innen aufdeckten war ein systematisches Muster von Hassverbrechen gegen homosexuelle Männer in Österreich. Als Menschenrechtsverteidigerin bei Amnesty International Österreich trifft mich jede dieser Geschichten ins Herz. Die Täter haben gezielt nach ihren Opfern gesucht, haben Dating-Apps als Werkzeug missbraucht, um Menschen aufzuspüren“, sagt Shoura Hashemi, Geschäftsführerin bei Amnesty International.
Wir von Queeramnesty sind in Alarmbereitschaft. Wir kämpfen für die, die Unrecht erleben. Speziell Unrecht an LGBTQIA+ Personen!
Mariam Vedadinejad, Aktivistin bei Queeramnesty
Verstehen wir die Dimension dieser Verbrechen?
Was uns mindestens genauso aufrütteln muss: Der mediale Aufschrei – und ebenso der in der Gesellschaft – ist bereits nach einem Wochenende mehr oder weniger verebbt. Wie kann das sein? Sind wir nicht mehr in der Lage – vielleicht aufgrund der zu vielen schlechten Nachrichten, die uns täglich erreichen – die Dimension zu erfassen, die hinter diesen Kriminalfällen steht? In diesem Fall: Ist uns bewusst, dass dies nicht „einfach nur“ Verbrechen sind, sondern eine Entwicklung in der Gesellschaft, bei der es um einen Angriff auf die „Anderen“ geht, weil sie „anders“ sind? Diese Verbrechen sind kein abstraktes Problem, sondern sie sind ein direkter Angriff auf die Menschenwürde und die fundamentalen Rechte, für die wir jeden Tag kämpfen. Hinter ihnen steht eine Homophobie, Transphobie und Phobie gegenüber Intermenschen, die in unserer Gesellschaft noch immer ihre Wurzeln hat und zu dieser furchtbaren Gewalt führt.
Hassverbrechen wachsen dort, wo Menschen schweigen
Daher richten wir unseren Appell an dich, an uns alle: Erhebe deine Stimme. Zeige Solidarität. Schreite ein, wenn du Zeug*in von Diskriminierung wirst. Jede*r von uns kann dazu beitragen, dass in unserer Gesellschaft kein Platz für Hass und Ausgrenzung ist. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden weitere Menschen verletzt werden. Es liegt an uns allen, ein Österreich zu schaffen, in dem jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, ohne Angst leben kann. Das ist keine Utopie – das ist unsere Pflicht als Gesellschaft. Wir dürfen nach den Nachrichten des vergangenen Wochenendes nicht zur Tagesordnung übergehen.