Eine Frau bei einer feministischen Demonstration zum Internationalen Frauenkampftag in Valencia.  © Saray Leal, Adobe Stock
Eine Frau bei einer feministischen Demonstration zum Internationalen Frauenkampftag in Valencia. © Saray Leal, Adobe Stock
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Internationaler Frauenkampftag: Wehrt euch gegen weltweit zunehmende antifeministische Angriffe!

8. März 2025 | Von Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International 

Die Bedeutung des Internationalen Frauenkampftages 2025 kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es geht nicht mehr allein darum, die noch unerledigten Aufgaben im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit anzugehen. Vielmehr geht es darum, uns gegen einen aktiv vorangetriebenen Rückschritt und die zunehmenden Angriffe auf unsere Rechte zu wehren.

Vor dreißig Jahren verabschiedeten 189 Regierungen auf der Vierten Weltfrauenkonferenz die Pekinger Erklärung und Aktionsplattform. Dieses bahnbrechende Konzept zur Stärkung der Frauenrechte wurde von Tausenden von Aktivist*innen unterstützt. Seitdem gab es zwar erhebliche Fortschritte, doch die Welt hat es nicht geschafft, alle Versprechen vollständig zu erfüllen. Nötigung, Vergewaltigung, Femizid oder auch die Kontrolle über und Angriffe auf reproduktive Rechte – Gewalt gegen Frauen und Mädchen bedroht immer noch ihre Sicherheit, ihr Glück und ihre gesamte Existenz auf vielfältige Weise.

© REUTERS/Denis Balibouse
Agnès Callamard

Generalsekretärin von Amnesty International

Agnès Callamard

Generalsekretärin von Amnesty International

Agnès Callamard, ehemalige UN-Sonderberichterstatterin, ist seit Ende März 2021 die internationale Generalsekretärin von Amnesty International.

Rückschritte, deren Wurzeln tiefer sind

Und vor allem machen wir wieder Rückschritte. Der aggressiv-patriarchale Kreuzzug von Präsident Trump und anderen Machthabern gegen die Rechte und körperliche Selbstbestimmung von Frauen und gender-diversen Menschen hat bereits verheerende Folgen – nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern überall auf der Welt. Indem die US-Regierung die Bemühungen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer, rassistischer und anderer Formen der Diskriminierung in den USA zunichtemacht, die Anerkennung von trans Personen wieder aufhebt sowie die internationale Finanzierung von Beratungen und Vermittlungen von Schwangerschaftsabbrüchen wieder einstellt, macht sie Jahre hart erkämpfter Errungenschaften zunichte.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass dieser Trend tiefere Wurzeln hat als die jüngste Wahl von Präsident Trump. 

Bereits seit einigen Jahren versuchen dreiste menschenrechtsfeindliche Bewegungen, die Uhr in eine Zeit zurückzudrehen, in der patriarchale Unterdrückung die Norm war. Wir können es uns nicht leisten, angesichts dieses aufziehenden Sturms selbstzufrieden zu sein, denn Frauen, Mädchen und LGBTIQA+ Personen sind weltweit Angriffen ausgesetzt.

Agnès Callamard, Internationale Generalsekretärin von Amnesty International

Sich dem Angriff auf feministische Errungenschaften widersetzen

Amnesty International ruft sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Akteure, die an universelle Werte und eine regelbasierte internationale Ordnung glauben, dazu auf, sich diesem beschleunigten und gut gerüsteten Angriff auf die feministische Errungenschaften zu widersetzen. Wir fordern dazu auf, den Schutz von Frauen, Mädchen, LGBTIQA+ Personen und anderen marginalisierten Gruppen vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu stärken. Wir fordern außerdem dazu auf, die wichtige Arbeit aller Menschenrechtsverteidiger*innen und anderer, die an vorderster Front für sexuelle und reproduktive Rechte kämpfen, anzuerkennen und zu unterstützen sowie konkrete Maßnahmen zu ihrem Schutz und ihrer Stärkung zu ergreifen.

Wir appellieren an alle, die sexuellen und reproduktiven Rechte zu respektieren und Rückschritte zu verhindern. Dies kann durch die Aufhebung von Gesetzen umgesetzt werden, die Menschen für die Ausübung dieser Rechte kriminalisieren oder bestrafen. Oder auch durch eine vollständige Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sowie der Bereitstellung eines allgemeinen Zugangs zu Abtreibung und deren Finanzierung.

Anlässlich des Internationalen Frauenkampftags wiederholt Amnesty International ihren Aufruf an die Staatengemeinschaft, geschlechtsspezifische Apartheid unter dem Völkerrecht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuerkennen. Damit wäre eine große Lücke im globalen Rechtsrahmen geschlossen. Außerdem wäre dies ein Beitrag zur Bekämpfung der institutionalisierten und systematischen Kontrolle und Unterdrückung aufgrund des Geschlechts – unabhängig davon, wo diese stattfindet.

Trotz aller Rückschläge und zahlloser Versuche, uns auszubremsen, zu spalten und zu untergraben, marschieren feministische, LGBTIQA+ und Basisbewegungen immer weiter voran. Unser Weg ist zwar steinig, aber wir werden nie aufhören, für eine Welt zu kämpfen, in der Frauen, Mädchen und gender-diverse Menschen die volle Bandbreite an Menschenrechten ohne Diskriminierung oder Angst vor Repressalien genießen können.

Genozid in Gaza: Gegen das Schweigen und für die Opfer.

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