USA: Entscheidung des Obersten Gerichtshofs verletzt Recht auf Schwangerschaftsabbruch
27. Juni 2022Amnesty International kritisiert die Entscheidung des US-amerikanischen Supreme Court als de facto Aberkennung des Rechts, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Ungewollt Schwangere werden folglich gezwungen, Schwangerschaften auszutragen oder sich auf unsichere Schwangerschaftsabbrüche einzulassen.
Es war ein bitterer Tag im Kampf um reproduktive Rechte in den USA: Der Supreme Court fällte am 14.6.2022 das Urteil, die Grundsatzentscheidung im Fall Roe v. Wade aufzuheben. Mit seinem Urteil hat der Supreme Court Millionen Menschen den sicheren und legalen Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch genommen. Millionen gebärfähige Menschen in den Vereinigten Staaten sind zukünftig damit konfrontiert, höchst persönliche Entscheidungen, die ihren Körper betreffen, nicht mehr selbst treffen zu können. Die Entscheidung ist das Ergebnis jahrzehntelanger diskriminierender Bestrebungen zur Kontrolle der Körper von Frauen, Mädchen und Menschen, die schwanger werden können.
Es war ein düsterer Tag in der Geschichte der Vereinigten Staaten, denn der Supreme Court hat Millionen Menschen in den USA das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch genommen.
Annemarie Schlack, Geschäftsführerin Amnesty International Österreich
Von nun an werden ungewollt Schwangere gezwungen, Schwangerschaften gegen ihren Willen auszutragen. Wenn sie es sich nicht leisten können, tausende Kilometer in einen anderen Bundesstaat zu reisen, werden sie gezwungen, sich auf unsichere Schwangerschaftsabbrüche einzulassen, die ihre Gesundheit und ihr Leben gefährden. Besonders marginalisierte Menschen benachteiligt dies noch einmal mehr.
Weitere Kriminalisierung könnte folgen
Das Urteil ebnet den Weg für eine noch nie dagewesene staatliche Gesetzgebung zur Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sowie für weitere Gesetzesentwürfe, die darauf abzielen, Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten ihre Menschenrechte zu entziehen. Dazu gehören auch mögliche Gesetzesentwürfe, die den Zugang zu Geburtenkontrolle oder die Gleichberechtigung der Geschlechter betreffen.
Überall auf der Welt kämpfen Menschen, allen voran Frauen, für reproduktive Rechte und haben in den letzten Jahrzehnten wichtige Fortschritte erwirkt. Etwa in Argentinien, Nordirland und Südkorea wurden kürzlich Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert. Der Entscheid des Supreme Court in den USA stellt einen herben Rückschlag für reproduktive Rechte dar und könnte erst der Anfang äußerst besorgniserregender Entwicklungen sein. Doch die folgenden sieben Fakten über das Recht auf Schwangerschaftsabbruch machen deutlich, warum wir nicht aufhören dürfen, uns mit aller Kraft für die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einzusetzen.