Campus BRAC-Universität: Mindestens 30 Verletzte durch den Einsatz von Tränengas
Derrick Pounder ist unabhängiger Gerichtsmediziner, der die fotografischen Beweise für die Wunden in Shykh Aashhabul Yamins Brust untersucht hat. Gegenüber Amnesty International erklärte er, dass die Todesursache vermutlich auf die sichtbaren Verletzungen durch Schrotkugeln in der linken vorderen Brust zurückzuführen ist. Amnesty International hält den Einsatz von Schrotkugeln für die Strafverfolgung für absolut ungeeignet. Diese sollten niemals für die Auflösung von Protesten eingesetzt werden.
In einem weiteren Video, das am 18. Juli 2024 veröffentlicht wurde, feuert ein Beamter Tränengas durch ein geschlossenes Tor der BRAC-Universität in Dhaka. Dort kam es ebenfalls zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und protestierenden Studierenden. Ein Video, das aus dem Inneren der Universität aufgenommen wurde, zeigt den Vorfall: Student*innen hatten sich auf der anderen Seite eines geschlossenen Hofes versammelt, als der bangladeschische Polizeibeamte durch das Tor der Universität in die Menge schoss.
Amnesty International hat die Videos überprüft: Das Vorgehen des Polizeibeamten stellt eindeutig eine rechtswidrige und unnötige Gewaltanwendung dar. Strafverfolgungsbehörden dürfen niemals Tränengas in einem geschlossenen Raum einsetzen, in dem es keine offensichtliche Möglichkeit gibt, dem Reizstoff zu entkommen. Lokalen Medienberichten zufolge wurden mindestens 30 Personen durch den Einsatz von Tränengas auf dem Campus der BRAC-Universität verletzt.
Ein weiteres Video kursiert seit dem 20. Juli 2024 in den sozialen Medien und wurde ebenfalls von Amnesty verifiziert. Es zeigt mehrere Beamt*innen der Polizei von Bangladesch und des Grenzschutzes von Bangladesch, die neben einem Einsatzwagen stehen. Ein Polizist richtet dabei ein chinesisches Sturmgewehr vom Typ 56-1 auf Ziele im Hintergrund und feuert zwei Schüsse ab.
Schusswaffen gegen Protestierende
Schusswaffen sind kein geeignetes Mittel zur Überwachung von Versammlungen. Sie dürfen nur eingesetzt werden, wenn dies zur Abwehr einer unmittelbaren Gefahr für Leib und Leben unbedingt erforderlich ist.
In einem anderen Video sieht man Polizeibeamt*innen, die in voller Einsatzkleidung eine Straße entlang marschieren. Das Video wurde ebenfalls im Stadtteil Rampura am oder vor dem 19. Juli 2024 aufgenommen. Die Beamt*innen sind mit Schrotflinten vom Kaliber 12 sowie Granatwerfern vom Kaliber 37/38 mm ausgerüstet. Einige der Polizeibeamt*innen geben mehrere Schüsse aus den Schrotflinten auf Ziele im Hintergrund ab.
"Diese repressiven Maßnahmen sind ein bewusster Versuch, sowohl diese Proteste als auch jeden zukünftigen Dissens zu unterdrücken", sagt Deprose Muchena. "Es muss dringend eine unabhängige und unparteiische Untersuchung aller von den Sicherheitskräften begangenen Menschenrechtsverletzungen durchgeführt werden. Alle Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Opfer rechtswidriger Gewaltanwendung durch die Polizei, einschließlich der Verletzten und der Familienangehörigen der Getöteten, müssen vom Staat voll entschädigt werden."