China, Tansania, Russland: Gesetze zum „Verbot von Falschnachrichten“
Als Beispiel wird in dem Bericht unter anderem China genannt, dessen Regierung seit langem das Recht auf Meinungsfreiheit unterdrückt. Bereits im Dezember 2019, als Angehörige des medizinischen Personals sowie Bürgerjournalist*innen auf den Ausbruch einer unbekannten Krankheit hinweisen wollten, wurden sie von der Regierung ins Visier genommen. Bis Februar 2020 wurden gegen 5.511 Personen, die Informationen zum Ausbruch der Krankheit veröffentlicht hatten, Ermittlungsverfahren wegen „Fabrikation und absichtlicher Verbreitung falscher und schädlicher Informationen“ eingeleitet. Ein erschreckendes Beispiel ist die Bürgerjournalistin Zhāng Zhǎn, die im Februar 2020 nach Wuhan reiste, um über den Ausbruch von COVID-19 zu berichten. Im Mai 2020 verschwand sie dort. Später wurde bekannt, dass die Polizei sie festgenommen hatte. Ihr wurde vorgeworfen, „Streit angefangen und Ärger provoziert zu haben“, weshalb sie zu vier Jahren Haft verurteilt wurde.
Die Regierung von Tansania hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Gesetzen eingeführt, um Journalist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen und Mitglieder der politischen Opposition mundtot zu machen. Im Frühjahr 2020 wurden Gesetze zum Verbot und zur Kriminalisierung von „Falschnachrichten“ erlassen und Maßnahmen eingeführt, um die Medienberichterstattung über den Umgang der Regierung mit COVID-19 einzuschränken.
Während die Behörden in Nicaragua zunächst versuchten, die Auswirkungen der Pandemie herunterzuspielen und diejenigen einzuschüchtern, die Bedenken äußerten, nutzten sie COVID-19 im Oktober 2020, um das „Sondergesetz über Internetkriminalität“ einzuführen. Dieses ermöglicht es den Behörden seither, Regierungskritiker zu bestrafen und gibt ihnen einen großen Ermessensspielraum zur Unterdrückung der freien Meinungsäußerung.
Russland erweiterte im April 2020 das bestehende Falschnachrichtengesetz und hat begonnen, „die öffentliche Verbreitung von bekanntermaßen falschen Informationen“ zu bestrafen. Obwohl diese Gesetzesänderungen als Teil der Maßnahmen gegen COVID-19 deklariert wurden, werden sie vermutlich auch nach Ende der Pandemie in Kraft bleiben.
Fehlinformationen: Auch Betreiber Sozialer Medien in der Kritik
Der Amnesty-Bericht unterstreicht auch die Rolle der Sozialen Medien bei der schnellen Verbreitung von Fehlinformationen über COVID-19 und kritisiert, dass die Betreiberfirmen nicht genügend Sorgfalt walten lassen, um die Verbreitung falscher und irreführender Informationen zu verhindern.