Angehörige israelischer Geiseln bei einem Protest nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza, August 2024.  © Tsafrir Abayov / AP / Picturedesk.com
Angehörige israelischer Geiseln bei einem Protest nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza, August 2024. © Tsafrir Abayov / AP / Picturedesk.com
presse

Ein Jahr nach dem 7. Oktober: Waffenstillstand und Freilassung der Geiseln dringender denn je

7. Oktober 2024

Heute jährt sich der schreckliche Tag, an dem die Hamas und andere bewaffnete Gruppen im Süden Israels brutale Angriffe verübten. Etwa 1.200 Menschen wurden getötet und 250 als Geiseln genommen. Amnesty International Österreich erneuert den dringenden Appell nach einem sofortigen Waffenstillstand und der Freilassung aller zivilen Geiseln.

Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, sagte anlässlich des Jahrestages: „Die Gräueltaten, die von der Hamas und anderen bewaffneten Gruppen begangen wurden, lassen sich mit nichts rechtfertigen. Der 7. Oktober ist ein Tag der Trauer für die israelischen Familien, die geliebte Menschen verloren haben oder deren Angehörige weiterhin als Geiseln gehalten werden, ebenso wie für die Überlebenden, die mit dem Horror und Trauma dieses Tages weiterleben müssen.“ 

Dieser Jahrestag erinnert uns eindringlich daran, dass die tieferen Ursachen dieses Konflikts angegangen werden müssen. Die jahrzehntelange Straflosigkeit, die es den israelischen Streitkräften, der Hamas und anderen bewaffneten Gruppen ermöglicht hat, internationale Gesetze ohne Konsequenzen zu missachten, muss endlich beendet werden. Wir dürfen die Opfer und das Leid der betroffenen Familien niemals vergessen. Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand und die bedingungslose Freilassung aller zivilen Geiseln, die von der Hamas und anderen bewaffneten Gruppen festgehalten werden.

Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich

Verheerende humanitäre Lage in Gaza 

Der Jahrestag der Angriffe der Hamas markiert auch den Beginn der anhaltenden israelischen Militäroperationen, die immense Zerstörungen im Gazastreifen verursacht haben. Laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen wurden seitdem über 41.500 Menschen getötet, und etwa 1,9 Millionen Menschen sind aufgrund der Kämpfe und der fortgesetzten israelischen Luftangriffe vertrieben worden.  

„Es ist ein beschämendes und kollektives Versagen der internationalen Gemeinschaft, dass es auch nach einem Jahr immer noch keinen Waffenstillstand gibt und so viele Angehörige von Geiseln immer noch um die Freilassung ihrer Lieben bangen. Mit jedem Tag, den dieser Krieg andauert, wird die Notwendigkeit eines Waffenstillstands dringlicher. Wir fordern die Einhaltung des Völkerrechts und die Achtung des Rechts auf Wahrheit und Gerechtigkeit für alle Betroffenen”, so Hashemi. 

Wachsende Sorge um Sicherheit der Geiseln 

Ein Jahr später werden immer noch etwa 100 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Einige Geiseln wurden bereits für tot erklärt, während andere weiterhin in Gefahr schweben, getötet oder gefoltert zu werden. Die Sorge um ihre Sicherheit hat zugenommen, seitdem die israelischen Streitkräfte im August die Leichen von sechs Geiseln geborgen haben. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass sie kurz vor ihrer möglichen Befreiung erschossen wurden.  

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) hat inzwischen Ermittlungen zu den von der Hamas und anderen bewaffneten Gruppen begangenen Verbrechen aufgenommen, die als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft werden könnten. Amnesty International hat umfassende Untersuchungen zu den Ereignissen des 7. Oktober und den darauffolgenden Wochen durchgeführt und fordert, dass die Hamas und andere bewaffnete Gruppen zur Verantwortung gezogen werden. Die vorsätzlichen Tötungen, Entführungen, sexualisierten Gewalttaten und wahllosen Angriffe, wie die Raketenangriffe auf Israel, dürfen nicht ungestraft bleiben. 

Mögliche Kriegsverbrechen Israels 

Auch die israelischen Streitkräfte haben sich schwerer Verstöße gegen das Völkerrecht schuldig gemacht, darunter gezielte Angriffe auf Zivilpersonen und zivile Objekte sowie unverhältnismäßige und wahllose Angriffe, die zu unzähligen Opfern unter der Zivilbevölkerung geführt haben. Amnesty International hat die internationale Gemeinschaft wiederholt dazu aufgerufen, Israels mögliche Kriegsverbrechen nicht ungestraft zu lassen.  

„Es ist unerlässlich, dass der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs die Ermittlungen beschleunigt und sicherstellt, dass alle Verantwortlichen für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden“, so Shoura Hashemi. 

Amnesty International fordert erneut ein sofortiges Ende der Gewalt:

Die Menschen in Israel und Palästina haben ein Recht auf Frieden, Gerechtigkeit und die Wahrung ihrer Menschenrechte. Die Gewalt muss endlich beendet werden und es braucht konkrete Schritte zur Lösung dieses jahrzehntelangen Konflikts.

Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich

Hintergrund 

Der Angriff der Hamas und anderer bewaffneter Gruppen am 7. Oktober 2023 war einer der blutigsten Tage in der Geschichte Israels. Die darauffolgenden israelischen Militäroperationen im Gazastreifen haben eine ohnehin angespannte Lage in eine humanitäre Katastrophe verwandelt. Amnesty International fordert die internationale Gemeinschaft auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um einen Waffenstillstand zu ermöglichen, die Zivilbevölkerung zu schützen und die Verantwortliche auf beiden Seiten des Konflikts zur Rechenschaft zu ziehen.