Ein verunstaltetes Porträt des verstorbenen syrischen Machthabers Hafez al-Assad, Damaskus, Syrien, Dezember 2024 © RAMI AL SAYED / AFP / picturedesk.com
Ein verunstaltetes Porträt des verstorbenen syrischen Machthabers Hafez al-Assad, Damaskus, Syrien, Dezember 2024 © RAMI AL SAYED / AFP / picturedesk.com
presse

Österreich: Aussetzung der Asylverfahren von Syrer*innen gefährdet Schutzsuchende

9. Dezember 2024

Amnesty International Österreich kritisiert die Entscheidung der österreichischen Bundesregierung, laufende Asylverfahren für Syrer*innen auszusetzen und gewährte Asylstatus zu überprüfen, auf das Schärfste. Diese Maßnahme setzt Schutzsuchende unnötigen Unsicherheiten aus und widerspricht internationalen menschenrechtlichen Verpflichtungen.  

„Die Lage in Syrien bleibt besorgniserregend und unvorhersehbar. Politische Entwicklungen müssen mit Bedacht analysiert werden, bevor Änderungen in der Asylpraxis vorgenommen werden. Schutzsuchende in Österreich dürfen in dieser Situation nicht ohne Perspektive zurückgelassen werden“, erklärt Aimée Stuflesser, Advocacy und Research Officer für Asyl und Migration bei Amnesty International Österreich.  

Amnesty International fordert die Bundesregierung auf, die Aussetzung syrischer Asylverfahren umgehend rückgängig zu machen. Stattdessen muss eine sorgfältige Einzelfallprüfung sichergestellt werden, die den internationalen Menschenrechtsstandards entspricht. Dabei muss insbesondere das Non-Refoulement-Prinzip eingehalten werden, das jegliche Rückführung in Länder verbietet, in denen Schutzsuchenden Verfolgung, Folter oder andere schwere Menschenrechtsverletzungen drohen. Forderungen nach schnellen Abschiebungen oder Einschränkungen der Familienzusammenführung lehnt Amnesty entschieden ab.  

Amnesty fordert, dass die Rechte von Schutzsuchenden über politischen Interessen stehen müssen.

Politische Schnellschüsse dürfen nicht auf Kosten der Sicherheit syrischer Geflüchteter gehen. Schutz und Stabilität müssen im Vordergrund stehen – nicht politisches Kalkül.

Aimée Stuflesser, Advocacy und Research Officer für Asyl und Migration bei Amnesty International Österreich 

Hintergrund: Sturz der Assad-Herrschaft

Am Sonntag gaben Oppositionskräfte in einer live im syrischen Fernsehen übertragenen Erklärung an, die Herrschaft des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad beendet und politische Gefangene befreit zu haben. Medienberichten zufolge verließ Assad das Land und flüchtete nach Moskau. Das Ende der Assad-Herrschaft ist nach mehr als fünf Jahrzehnten der Brutalität und Unterdrückung eine historische Chance für den Schutz der Menschen und ihrer Rechte in Syrien. Amnesty International appelliert, dass alle Maßnahmen, um dieses tödliche Kapitel in der Geschichte Syriens zu überwinden, nun auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Rechenschaftspflicht und der Nichtwiederholung beruhen müssen.