Das Okhmatdyt Kinderspital in Kiew, das größte Kinderspital der Ukraine, nach einem russischer Luftangriff am 8. Juli 2024. © Joël Gugler
Das Okhmatdyt Kinderspital in Kiew, das größte Kinderspital der Ukraine, nach einem russischer Luftangriff am 8. Juli 2024. © Joël Gugler
presse

Ukraine: Kinder werden durch russische Angriffe vermehrt verletzt und getötet

18. November 2024

In der Ukraine sind Kinder bei militärischen Angriffen Russlands akut gefährdet – immer wieder werden sie durch russische Luftangriffe verletzt und getötet. Dies dokumentiert eine aktuelle Untersuchung von Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation fordert ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Die Verantwortlichen für völkerrechtswidrige Angriffe und Kriegsverbrechen müssen vor Gericht gestellt werden.

Amnesty International hat 17 Angriffe der russischen Streitkräfte im Jahr 2024 untersucht, bei denen Kinder getötet oder verletzt wurden. Die Recherchen ergaben, dass die russische Armee gezielt Zivilpersonen und zivile Infrastruktur angegriffen hat. Amnesty fordert, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und allen Opfern von Kriegsverbrechen im Zuge der völkerrechtswidrigen russischen Aggression Wiedergutmachung zu gewähren. 

„Kinder gehören zu den vulnerabelsten Gruppen in jeder Gesellschaft und genießen daher besonderen Schutz durch das humanitäre Völkerrecht. Dennoch werden sie in Gebieten fernab der Front getötet und verletzt, auch in Regionen, in denen es keine militärischen Ziele gibt“, sagte Patrick Thompson, Ukraine-Experte bei Amnesty International. 

Die von Amnesty dokumentierten Angriffe sind Kriegsverbrechen. Angriffe wie der auf das größte Kinderkrankenhaus der Ukraine in Kiew im Juli erinnern an die verheerenden Anfänge der Invasion im Jahr 2022, als die russischen Streitkräfte die Entbindungsklinik und das Theater in Mariupol bombardiert haben.

Patrick Thompson, Ukraine-Experte bei Amnesty International

„Amnesty International fordert ein sofortiges Ende der russischen Angriffe. Zivilpersonen und zivile Infrastruktur dürfen nicht länger Ziele völkerrechtswidriger Angriffe sein, bei denen auch immer mehr Kinder getötet und verletzt werden. Die internationale Gemeinschaft muss dafür sorgen, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Solange die Verantwortlichen Straffreiheit genießen, werden sie ihre völkerrechtswidrigen Angriffe fortsetzen.“ 

Anhaltende Angriffe auf Kinder stellen Kriegsverbrechen dar 

Von Januar bis September 2024 hat das für die Überprüfung von Foto- und Videomaterial zuständige Digital Verification Corps von Amnesty International mehr als 120 Videos und Bilder analysiert und 17 Vorfälle verifiziert, bei denen Kinder getötet oder verletzt wurden. Drei Vorfälle wurden von Expert*innen vor Ort genauer untersucht: ein Angriff auf einen Kindersportverein in Derhachi, die Bombardierung des Kinderkrankenhauses Okhmatdyt in Kiew und ein Luftangriff auf Lviv (hier nachzulesen). 
 
Organisationen, die zivile Schäden in der Ukraine dokumentieren, sind sich einig, dass die Zahl der zivilen Opfer, darunter auch Kinder, im Jahr 2024 erheblich gestiegen ist. Die Daten, einschließlich der vom Büro des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte veröffentlichten Zahlen, deuten darauf hin, dass im Sommer 2024 besonders viele Kinder im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine getötet wurden.  

Die steigende Zahl der getöteten und verletzten Zivilpersonen sowohl in der Ukraine, einschließlich der von Russland besetzten Gebiete, als auch auf russischem Staatsgebiet, ist die unmittelbare Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Dieser stellt ein Völkerrechtsverbrechen dar. 

Amnesty International hat seit Februar 2022 zahlreiche wahllose Angriffe der russischen Streitkräfte dokumentiert, die zu Tausenden Opfern unter der Zivilbevölkerung in der Ukraine geführt haben. Zudem wurden Belege für andere Kriegsverbrechen gefunden, darunter Folter, sexualisierte Gewalt und rechtswidrige Tötungen. Alle für völkerrechtliche Verbrechen Verantwortlichen müssen in fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden. Zudem müssen die Opfer ihre Rechte auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung wahrnehmen können.