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Die US-Regierung sperrt Kinder und Jugendliche, die auf der Flucht in die USA festgenommen werden, in Massenquartieren ein – ohne angemessene Betreuung
Aktuelle Recherchen von Amnesty International in Homestead, einer „Notfalleinrichtung“ für unbegleitete Minderjährige in den USA, dokumentieren, welch katastrophale Folgen die Politik der US-Regierung für schutzbedürftige Kinder hat
Amnesty fordert die sofortige Schließung von Homestead und weitere Untersuchungen über die Bedingungen in staatlichen Einrichtungen, in denen Kinder von Migrant*innen festgehalten werden
Die Zustände in der „Notfalleinrichtung“ Homestead im US-Bundesstaat Florida sind katastrophal. Derzeit werden darin knapp 2.000 Kinder wie Gefangene gehalten. Das dokumentiert der neue Bericht von Amnesty International „No Home for Children. The Homestead ‘Temporary Emergency’ Facility“, der heute veröffentlicht wird.
„Homestead ist kein Heim für Kinder“, sagt Denise Bell, Expertin für die Rechte von Geflüchteten und Migrant*innen bei Amnesty International USA.
In Homestead werden Kinder massenweise festgehalten. Ihre Bedürfnisse sind hier zweitrangig.
Denise Bell, Expertin für die Rechte von Geflüchteten und Migrant*innen bei Amnesty International USA
"Die Botschaft der US-Regierung ist klar: Wenn Kinder in die USA fliehen, sperren wir sie ein und machen ihre Freilassung so schwierig wie möglich", sagt Denise Bell.
Kinder sollten niemals inhaftiert werden, und wenn doch, dann nur so kurz wie möglich und in kindgerechter Umgebung. Amnesty International fordert, dass die „Notfalleinrichtung“ so rasch wie möglich geschlossen wird. Die Kinder müssen sofort in geeigneten, kleineren Unterkünften untergebracht und an Angehörige übergeben werden.
Außerdem muss die anhaltende Nutzung von temporären „Notfallanlagen“ wie in Homestead eingestellt werden. Amnesty International fordert weitere Untersuchungen über die Bedingungen in Homestead und anderen staatlichen Einrichtungen, in denen Kinder von Migrant*innen festhalten werden, sowie einen verbesserten Zugang für zivilgesellschaftliche Organisationen und Mitglieder des US-Kongresses, die solche Anlagen besichtigen wollen.
„Kinder, die im Heim festgehalten werden, haben Angst. Sie sind allein und weit weg von zu Hause. Die überwiegende Mehrheit haben Angehörige und Bekannte, die bereit wären, sie aufzunehmen. Diese Politik führt die Trennung von Familien unter einem anderen Namen fort und muss beendet werden“, sagt Denise Bell.
Viele der Kinder, die in Homestead inhaftiert sind, sind vor gezielter Gewalt und Verfolgung aus Zentralamerika geflohen. Sie unternahmen eine beschwerliche Reise über Tausende von Kilometern, entweder allein, zusammen mit einem Familienmitglied oder mit einem vertrauenswürdigen Erwachsenen, von dem sie später getrennt wurden.
Trotz der traumatischen Flucht werden die Kinder in Homestead nicht angemessen betreut. Sie sitzen wie Gefangene fest und unterliegen einem strikten Zeitplan. Die Kinder müssen Ausweise mit Barcodes tragen, die beim Betreten und Verlassen von Gebäuden gescannt werden. Selbst für grundlegende Bedürfnisse müssen sie Antragsformulare ausfüllen. Mädchen müssen sogar ein Antragsformular einreichen, wenn sie Damenbinden benötigen. Der Schulunterricht ist nur ungenügend gewährleistet.
Zeitweise verbrachten Kinder in Homestead durchschnittlich 89 Tage, so der Leiter der Einrichtung. Als Amnesty International die Einrichtung im April besuchte, wurden Kinder dort durchschnittlich 52 Tage lang festgehalten, bevor sie entweder an Angehörige oder Patenfamilien übergeben oder in eine andere Einrichtung verlegt wurden, in der ihre Haft fortgesetzt wurde. In einigen Fällen haben Kinder versucht, aus der Einrichtung zu entkommen.
Amnesty International besuchte die Einrichtung, die von einer privaten Firma betrieben wird, zweimal. Zuerst im April 2019 und dann wieder im Juli 2019. Anfang April waren dort über 2.100 Kinder im Alter von 13 bis 17 Jahren untergebracht. Zwischenzeitlich saßen dort sogar fast 2.500 Minderjährige fest.