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Glossar für diskriminierungssensible Sprache

Gemeinsam gegen Rassismus

Die meisten von uns möchten durch ihre Sprache nicht verletzen, doch manchmal ist es schwer, die richtigen Worte zu finden. Unser Glossar für diskriminierungssensible Sprache hilft, sich im persönlichen Bereich gegen Rassismus einzusetzen. Denn das beste Mittel gegen Rassismus ist, sich selbst kritisch zu hinterfragen und sich mit den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen.

Ausländer*in ist als Bezeichnung für Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft korrekt. Als Synonym für Einwanderer*innen ist er dagegen falsch, da die meisten Migrant*innen und ihre Nachkommen keine Ausländer*innen mehr sind, sondern Östereicher*innen. Grundsätzlich verortet "Ausländer*in“ Menschen im Ausland und klingt nicht nach jemandem, der/die den Lebensmittelpunkt in Österreich hat.

Farbige/farbig ist ein kolonialistischer Begriff und negativ konnotiert. Eine Alternative ist die Selbstbezeichnung People of Color (PoC, Singular: Person of Color). Begriffe wie "Farbige" oder "Dunkelhäutige" lehnen viele People of Color ab. Die Initiative "der braune mob e. V." schreibt: "Es geht nicht um 'biologische' Eigenschaften, sondern gesellschaftspolitische Zugehörigkeiten." Um das deutlich zu machen, plädieren sie und andere dafür, die Zuschreibungen Schwarz und Weiß groß zu schreiben.* Eine alternative Schreibweise ist, weiß klein und kursiv zu schreiben.

Institutioneller Rassismus liegt vor, wenn eine Institution in ihrer Gesamtheit Menschen aufgrund ihrer phänotypischen Merkmale, ihres kulturellen Hintergrunds oder ihrer tatsächlichen oder angenommenen ethnischen Herkunft unangemessen oder gar rassistisch behandelt. Institutioneller Rassismus kann in Abläufen, Einstellungen und Verhaltensweisen sichtbar werden, die durch unbewusste Vorurteile, Nichtwissen, Gedankenlosigkeit und rassistische Stereotype zu Diskriminierung und einer Benachteiligung von Personen oder Gruppen führen. [1]

People of Color / Menschen of Color ist "eine internationale Selbstbezeichnung von/für Menschen mit Rassismuserfahrungen. Der Begriff markiert eine politische gesellschaftliche Position und versteht sich als emanzipatorisch und solidarisch. Er positioniert sich gegen Spaltungsversuche durch Rassismus und Kulturalisierung sowie gegen diskriminierende Fremdbezeichnungen durch die weiße Mehrheitsgesellschaft." [2]

Der Begriff "Rasse“ ist – insbesondere im deutschen Sprachgebrauch – problematisch, da er mit einem wissenschaftlich nicht haltbaren biologistischen Konzept verbunden und nicht als soziale Konstruktion verstanden wird. Biologisch unterschiedliche "Menschenrassen" aufgrund von äußeren Merkmalen herzuleiten entsagt jeglicher wissenschaftlichen Basis. Der Begriff steht für eine lange Geschichte rassistischer Vernichtung und Gewalt. Die UNESCO hat bereits 1950 festgestellt, dass er für ein gesellschaftliches Konstrukt steht, das unermessliches Leid verursacht hat. [4]

Roma ist sowohl eine Selbstbeschreibung als auch der Oberbegriff für eine heterogene Gruppe von Menschen, die vor über 1.000 Jahren, vermutlich aus Indien, nach Europa ausgewandert ist. Da sie sich durch verschiedene Sprachen, Religionen und Gewohnheiten voneinander unterscheiden, sprechen Experten häufig von Romagruppen oder Angehörigender Roma-Minderheiten. Im männlichen Singular spricht man von Rom (Plural: Roma), im weiblichen Singular von Romni (Plural: Romnja). Bis in die 70er war die verunglimpfende Bezeichnung "Zigeuner" gängig.

Schwarze Menschen ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. "Schwarz wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen,dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle‚ Eigenschaft‘, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist. So bedeutet Schwarz-Sein in diesem Kontext nicht, einer tatsächlichen oder angenommenen 'ethnischen Gruppe' zugeordnet zu werden, sondern ist auch mit der gemeinsamen Rassismuserfahrung verbunden, auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen zu werden." [5]

Sinti ist die Bezeichnung für Nachfahren der Romagruppen, die bereits seit dem 15. Jahrhundert in den deutschsprachigen Raum eingewandert sind. Sie wird nur in Deutschland, Österreich und Teilen Norditaliens verwendet. Der weibliche Singular ist Sintiza (Plural Sintize), der männliche Singular ist Sinto (Plural Sinti).*

Türkischstämmige (Bürger*innen) ersetzt oftmals die früher gängige Bezeichnung Türken und berücksichtigt, dass viele aus der Türkei eingewanderte Menschen inzwischen österreichische Staatsbürger*innen sind. Korrekter ist allerdings die Bezeichnung türkeistämmige Menschen, da viele Einwanderer(-kinder) aus der Türkei Kurden oder Angehörige anderer Minderheiten sind und sich nicht als "türkisch" verstehen.*

"Weiß" und "Weißsein" bezeichnen ebenso wie "Schwarzsein" keine biologische Eigenschaft und keine reelle Hautfarbe, sondern eine politische und soziale Konstruktion. Mit Weißsein ist die dominante und privilegierte Position innerhalb des Machtverhältnisses Rassismus gemeint, die sonst zumeist unausgesprochen und unbenannt bleibt. Weißsein umfasst ein unbewusstes Selbst- und Identitätskonzept, das weiße Menschen in ihrer Selbstsicht und ihrem Verhalten prägt und sie an einen privilegierten Platz in der Gesellschaft verweist, was z.B. den Zugang zu Ressourcen betrifft. Eine kritische Reflexion von Weißsein besteht in der Umkehrung der Blickrichtung auf diejenigen Strukturen und Subjekte, die Rassismus verursachen und davon profitieren, und etablierte sich in den 1980er Jahren als Paradigmenwechsel in der englischsprachigen Rassismusforschung. Anstoß hierfür waren die politischen Kämpfe und die Kritik von People of Color. [6]

Quellen

[1] The Stephen Lawrence Inquiry. Report of an inquiry by Sir William Macpherson of Cluny, Februar 1999, Kapitel 6.34

[2] Amadeu-Antonio-Stiftung, Glossar: Antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit, 2014, www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/juan-faecher.pdf, S. 15

[3] Hendrik Cremer, "… und welcher Rasse gehören Sie an?" Zur Problematik des Begriffs "Rasse" in der Gesetzgebung, hrsg. vom Deutschen Institut für Menschenrechte, 2. Aufl., 2010, www.institut-fuer-menschenrechte.de

[4] UNESCO, Statement on Race, Paris 1950

[5] Jamie Schearer, Hadija Haruna, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), Über Schwarze Menschen in Deutschland berichten, Blogbeitrag, 2013, http://isdonline.de/uber-schwarze-menschen-indeutschland-berichten

[6] Wer anderen einen Brunnen gräbt … Rassismuskritik // Empowerment // Globaler Kontext, Glossar, Blogbeitrag, https://weranderneinenbrunnengraebt.wordpress.com/glossar/