Weltweite Todesurteile 2021
Die Gesamtzahl der von Amnesty International erfassten, weltweit verhängten Todesurteile stieg im Vergleich zu 2020 um 39 Prozent an. Mindestens 2.052 neue Todesurteile wurden gefällt. Dies sind wenigstens 1.477 mehr als im Vorjahr.
Unterschiede in der Art und Verfügbarkeit von Informationen über Todesurteile in verschiedenen Ländern, wie zum Beispiel Laos, beeinträchtigten weiterhin den Ansatz und die Fähigkeit von Amnesty International, möglichst genaue Zahlen zu veröffentlichen, um bestimmte Trends rechtzeitig einschätzen zu können. Amnesty erhielt von den Regierungen in Malaysia, Nigeria und Sri Lanka – Staaten, die beispielsweise in den Vorjahren eine hohe offizielle Zahl von Todesurteilen gemeldet hatten – für das Jahr 2021 überhaupt keine offiziellen Angaben über verhängte Todesstrafen. Aus teilweise offengelegten Daten der vietnamesischen Behörden ging hervor, dass weiterhin jährlich hunderte von Menschen dort zum Tode verurteilt wurden. Ein Anstieg von 30 Prozent zwischen dem 01.10.2020 und 31.07.2021 liegt nahe, auch wenn umfassende Zahlen nicht öffentlich verfügbar waren.
Unter den zum Tode Verurteilten im Jahr 2021 waren 10 Frauen, verteilt wie folgt: Bangladesch (1), Demokratische Republik Kongo (1), Guyana (1), Indonesien (3), Malaysia (3) und Pakistan (1). Hierzu muss jedoch einschränkend gesagt werden, dass es Amnesty International nicht möglich war, eine nach Geschlecht aufgeschlüsselte Statistik für verschiedene Länder zu erhalten. Hierunter fallen unter anderem auch Iran und Saudi-Arabien, Länder, von denen angenommen wird, dass sie stark auf die Todesstrafe zurückgreifen, was bedeutet, dass diese Zahl wahrscheinlich höher ist.
Im Vergleich zu 2020 kamen im Jahr 2021 zwei weitere Länder hinzu, die Todesstrafen ausgesprochen haben, so dass die Gesamtzahl auf 56 Staaten anstieg. Keine neuen Todesurteile wurden unterdessen in Bahrain, den Komoren, Laos und Niger verzeichnet – alles Länder, die 2020 bekanntermaßen Menschen zum Tode verurteilt hatten. Äthiopien, Guyana, Malediven, Oman, Tansania und Uganda fällten hingegen wieder Todesurteile im Jahr 2021, nachdem davon auszugehen ist, dass dies im Jahr 2020 nicht der Fall war.
In mehreren Ländern wurde ein deutlicher Anstieg der Zahl der verhängten Todesurteile verzeichnet, teilweise aufgrund der Wiederaufnahme von Gerichtsverhandlungen nach der Aufhebung der Beschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19 oder wegen des häufigeren Rückgriffs auf virtuelle Anhörungen (Verhandlung per Videokonferenz), so zum Beispiel in Bangladesch, Indien oder Pakistan. Ein anderer Grund war die Verabschiedung von Gesetzen, die eine stärkere Anwendung der Todesstrafe erleichtern, beispielsweise in Myanmar.
Die Zahl der Todesurteile stieg in Ägypten (von mindestens 264 auf mindestens 356), in Algerien (von mindestens einem im Jahr 2020 auf 9 in 2021), in Bangladesch (von mindestens 113 auf mindestens 181), in Botsuana (von einem auf 6), in der Demokratischen Republik Kongo (von mindestens 20 auf mindestens 81), in Indien (von 77 auf 144), in Irak (von mindestens 27 auf mindestens 91), in Jemen (von mindestens 269 auf mindestens 298), in Jordanien (von mindestens 2 auf mindestens 11), in Libanon (von mindestens einem auf mindestens 12), in Malawi (von mindestens 2 auf mindestens 11), in Mauretanien (von mindestens einem auf mindestens 60), in Myanmar (von mindestens einem auf mindestens 86), in Pakistan (von mindestens 49 auf mindestens 129) und in Vietnam (von mindestens 54 auf mindestens 119).
In Sierra Leone haben sich dementgegen die bekanntgewordenen Todesurteile nahezu halbiert (von 39 im Jahr 2020 auf 23 in 2021).