
Solidarität mit russischen Frauen in Haft, weil sie Ukrainekrieg kritisierten
1. März 2025Hunderte Frauen in Russland sind inhaftiert, weil sie sich gegen den Krieg Russlands in der Ukraine ausgesprochen haben. Sie vermissen ihre Liebsten und ihre Gemeinschaften. Sie verpassen Geburtstage, Hochzeiten, Kaffee mit Freunden oder Spaziergänge mit dem Hund. Sie verpassen die Chance, ihren Aktivismus fortzusetzen. Nicht nur an diesem Internationalen Frauentag brauchen sie unsere Solidarität.
Mit der Kampagne für russische Frauen in Haft wollen Amnesty International und Feminist Anti-War Resistance die Aufmerksamkeit auf Frauen lenken, die in Russland wegen inhaftiert sind, weil sie den Krieg kritisierten. Die meisten Anklagen beruhen auf den Kriegszensurgesetzen, die im Zuge der Invasion in die Ukraine erlassen wurden.
Die Kampagne soll auf die Unterdrückung der kriegskritischen Frauen aufmerksam machen und weltweite Solidarität mit diesen Frauen demonstrieren.
Bitte schreibe diesen fünf mutigen Frauen im Gefängnis eine Solidaritätsbotschaft.
Maria Ponomarenko
Maria Ponomarenko (geb. 5.9.1978) ist eine Journalistin und Aktivistin aus Barnaul in der Region Altai in Westsibirien. Sie wurde am 23. April 2022 festgenommen, weil sie einen Telegrampost über die Bombardierung des Schauspielhauses in Mariupol, Ukraine, durch russische Streitkräfte geteilt hatte. Das Posting enthielt ein vor dem Angriff auf das Theater aufgenommenes Video und einen kurzen Kommentar, in dem Maria Ponomarenko den Tod von Zivilisten verurteilte.
Am 15. Februar 2023 verurteilte ein Gericht sie wegen „öffentlicher Verbreitung falscher Informationen über die russischen Streitkräfte“ gemäß Artikel 207.3(2) des Strafgesetzbuches, einem der Kriegszensurgesetze, die im Zuge der umfassenden Invasion der Ukraine eingeführt wurden. Sie wurde zu sechs Jahren Haft und einem fünfjährigen Berufsverbot als Journalistin verurteilt. Im November 2023 wurde Maria Ponomarenko beschuldigt, zwei Gefängniswärter angegriffen zu haben. Sie streitet diese Anschuldigungen ab. Ihr neuer Prozess begann im Januar. Wird sie für schuldig befunden, drohen Maria Ponomarenko bis zu fünf weitere Jahre Haft.
Amnesty International betrachtet Maria Ponomarenko als Gewissensgefangene, und wir fordern ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.

Daria Kozyreva
Daria Kozyreva (geb. 7.10.2005) ist eine der jüngsten Aktivist*innen, die in Russland strafrechtlich verfolgt werden. Der ehemaligen Medizinstudentin aus Sankt Petersburg drohen bis zu 7,5 Jahre Gefängnis wegen ihres friedlichen Protests gegen den Krieg Russlands in der Ukraine. Sie wird wegen wiederholter „Diskreditierung der russischen Streitkräfte“ (Artikel 280.3 des Strafgesetzbuchs, Teil der „Kriegszensurgesetze“) in zwei Fällen angeklagt. Zum einen, weil sie den Krieg in einem Medieninterview kritisiert hat und zum anderen, weil sie ein Gedicht des ukrainischen Dichters Taras Schewtschenko aus dem 19. Jahrhundert an sein Denkmal in St. Petersburg geheftet hat, und zwar am Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2024.
Daria Kozyreva wird seit ihrem 16. Lebensjahr wegen ihrer öffentlichen Kritik am Krieg verfolgt. Sie wurde am 24. Februar 2024 verhaftet und bis zum 7. Februar 2025 in Untersuchungshaft gehalten. Ihr Prozess begann im August 2024, im Dezember verwies das Gericht den Fall zur Überprüfung an den Staatsanwalt zurück. Die Strafverfolgung wird jedoch fortgesetzt, und während sie auf das Ergebnis der Überprüfung und die Wiederaufnahme des Prozesses wartet, darf Daria Kozyreva weder Telefon noch Internet benutzen, mit den Medien sprechen oder nachts das Haus verlassen.
Daria Kozyreva wird nur deshalb verfolgt, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat.

Anastasia Dyudyaeva
Anastasia Dyudyaeva (geb. 29.1.1977) ist eine Malerin und bildende Künstlerin aus Taytsy, einer kleinen Stadt in der Oblast Leningrad im Nordwesten Russlands. Sie und ihr Ehemann Aleksandr Dotsenko wurden wegen „öffentlicher Aufstachelung zum Terrorismus“ (Artikel 205.2(1) des Strafgesetzbuchs) verurteilt, weil sie angeblich in einem örtlichen Supermarkt handgefertigte Karten mit Antikriegsgedichten in ukrainischer Sprache ausgelegt hatten.
Am 18. Juli 2024 verurteilte ein Militärgericht in St. Petersburg Anastasia Dyudyaeva zu dreieinhalb Jahren Haft in einer Strafkolonie und ihren Mann zu drei Jahren. Anastasia Dyudyaeva protestierte im September 2022 friedlich gegen die militärische Mobilisierung für den Krieg in der Ukraine. Am 9. Mai 2023, dem Tag des Sieges, der das Ende des Großen Vaterländischen Krieges (1941-1945, die in Russland gebräuchliche Bezeichnung für die Beteiligung der Sowjetunion am Zweiten Weltkrieg) markiert, veranstaltete sie in ihrem Haus eine Ausstellung mit Antikriegswerken von St. Petersburger Künstler*innen. Ihre eigene Kunst beschäftigte sich mit den Themen Unterdrückung, Politik und Krieg. In einem Medieninterview sagte sie: „Putin hat mich zu einer Künstlerin gemacht“. Die Polizei schloss die Ausstellung und verhaftete willkürlich 14 Anwesende.
Dieser Fall ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die russischen Behörden die Anti-Terror-Gesetze missbrauchen, um Kritik zum Schweigen zu bringen. Amnesty International ist der Meinung, dass sie und ihr Ehemann allein wegen ihres friedlichen Engagements gegen den Krieg politisch motiviert verfolgt werden. Sie müssen unverzüglich und bedingungslos freigelassen werden.

Evgenia Konforkina
Evgenia Konforkina (geb. 3.12.1982) ist eine Tierschutzaktivistin und Reitlehrerin aus der Stadt Lyubertsy in der Oblast Moskau. Seit dem ersten Tag der russischen Invasion in der Ukraine hat sie sich auf ihren Social-Media-Accounts aktiv gegen den Krieg und für die Ukraine eingesetzt. Ihr drohen derzeit bis zu 20 Jahre Haft wegen Staatsverrats (Artikel 275 des Strafgesetzbuchs). Ihr Strafverfahren ist als Verschlusssache eingestuft, und die genauen Anklagepunkte sind nicht bekannt. Einigen Leaks zufolge wird sie beschuldigt, Geld in die Ukraine transferiert zu haben.
Evgenia Konforkina war die Alleinverdienerin in ihrer Familie und kümmerte sich um ihre Eltern, zwei Katzen und den Hund Dnipro.
Ihre Verfolgung ist wahrscheinlich politisch motiviert und völlig unbegründet. Evgenia Konforkinas Unterstützer*innengruppe, die von ihrem Freund geleitet wird, hat einen englischsprachigen Telegram-Kanal, der die Menschen dazu auffordert, Evgenia Nachrichten über Bücher, Pferde und andere Tiere sowie gute Nachrichten über Menschenrechte und Tiere zu schicken.

Nina Slobodchikova
Nina Slobodchikova (geb. 5.9.1986) ist eine IT-Spezialistin aus Nowosibirsk. Sie überwies zu Beginn der russischen Invasion 5000 Rubel (etwa 65 US-Dollar) an die Ukraine. Sie wurde wegen Staatsverrats angeklagt (Artikel 275 des Strafgesetzbuchs) und am 11. April 2024 zu 12 Jahren Haft und einem weiteren Jahr sogenannter Freiheitsbeschränkung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft behauptete, Nina Slobodchikova habe für die ukrainischen Streitkräfte gespendet, während sie angibt, für humanitäre Zwecke gespendet zu haben.
Nina Slobodchikova wurde am 3. März 2023 in ihrem Haus festgenommen. Bei der Durchsuchung ihres Hauses wurde angeblich ihre Scottish-Fold-Katze von den Vollzugsbeamten gestohlen.
Die bekannten Details ihres Falles geben Anlass zu der Sorge, dass er Teil eines umfassenderen Vorgehens der Behörden gegen den Widerstand gegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist. Geldtransfers aus Russland in die Ukraine führten in den Jahren 2023 und 2024 zu einem Anstieg der Anklagen wegen Hochverrats. Solche Verurteilungen können zu einer Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren führen.
