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Großartige Neuigkeiten: Nahid Taghavi ist frei und zurück in Deutschland! Die iranisch-deutsche Frauenrechtsaktivistin war mehr als 1500 Tage lang willkürlich im berüchtigten Evin-Gefängnis im Iran inhaftiert. Nun wurde sie endlich freigelassen und ist am 12. Jänner 2025 sicher in Deutschland gelandet. Amnesty International hatte sich seit ihrer Festnahme für die bedingungslose Freilassung und ein Ende der Verfolgung der Kölnerin eingesetzt.
Meine Mutter ist endlich zu Hause. Worte reichen nicht aus, um unsere Freude zu beschreiben.
Mariam Claren, Tochter von Nahid Taghavi und Menschenrechtsaktivistin
„Gleichzeitig trauern wir um die vier Jahre, die uns geraubt wurden, und den Schrecken, den sie im Evin-Gefängnis erleben musste. Viele weitere gewaltlose politische Gefangene wie meine Mutter befinden sich immer noch in iranischen Gefängnissen. Hunderten Menschen droht die Hinrichtung. Die Straflosigkeit der iranischen Behörden muss ein Ende haben,“ so Mariam Claren, Tochter von Nahid Taghavi und Menschenrechtsaktivistin.
„Was für wunderbare Nachrichten! Ich freue mich mit dem gesamten Team von Amnesty International Österreich für Nahid Taghavi und ihre Familie. Nahid Taghavi war ausschließlich aufgrund der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert – ihre Inhaftierung war ein großes Unrecht und hätte nie passieren dürfen,“ sagt Shoura Zehetner-Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich und sagt weiter: „Im Iran sitzen leider immer noch unzählige weitere Menschen willkürlich und zu Unrecht im Gefängnis. Es müssen nun viele weitere Freilassungen folgen.“
Vier Jahre lang setzte sich Amnesty International an der Seite ihrer Tochter Mariam Claren für die Freilassung von Nahid Taghavi ein. Mit öffentlichen Appellen, dem Sammeln von Unterschriften und Lobbyarbeit konnte Druck auf die iranischen Behörden ausgeübt werden. Der unermüdliche Protest und die Solidarität waren wichtige Puzzlestücke auf Nahid Taghavis Weg zurück in die Freiheit. Sie haben die iranischen Behörden daran erinnert, dass wir weiter hinschauen und dass ihre Verbrechen nicht im Verborgenen stattfinden. Und sie erinnerten die deutsche Bundesregierung auch immer wieder, sich mehr für im Ausland inhaftierte Staatsbürger*innen einzusetzen.
Die Geschichte von Nahid Taghavi steht exemplarisch für die vielen lauten und leisen Stimmen, die sich der repressiven Regierung im Iran entgegenstellen. Sie ist Teil einer weltweiten Bewegung, die sich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzt. Amnesty International wird sie dabei weiterhin unterstützen.
Wir fordern die iranische Staatsführung auf, das Recht aller Menschen auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit zu respektieren sowie willkürliche Verhaftungen und Folter im Land zu beenden. Die iranische Führung muss die Dutzenden weiteren Doppelstaatangehörigen, die willkürlich festgehalten werden, und die vielen anderen gewaltlosen politischen Gefangenen sofort und bedingungslos freilassen. Die Todesstrafe muss umgehend abgeschafft werden, es darf zu keiner weiteren Hinrichtung kommen. Hierfür müssen sich auch die Bundesregierung und die Staatengemeinschaft noch stärker einsetzen. Sie sind ebenso gefordert, der Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen im Iran wirksam zu begegnen.
Die Kölnerin Nahid Taghavi, die schon zu Studienzeiten politisch aktiv war, wurde im Oktober 2020 bei einem Besuch in Teheran verhaftet. In einem unfairen Gerichtsverfahren wurde sie später wegen angeblicher Beteiligung an einer „illegalen Gruppe“ und wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Diese Anklagen sind konstruiert. Sie war monatelang in Isolationshaft und wurde gefoltert.
Amnesty International hat dokumentiert, wie die iranischen Behörden die Standards für ordnungsgemäße Gerichtsverfahren systematisch verletzen – vom Zeitpunkt willkürlicher Festnahmen bis zu unfairen Gerichtsurteilen.
Von ihrer Verhaftung bis zur Verurteilung verbrachte Nahid Taghavi mehr als sieben Monate in Isolationshaft. Sie musste ohne Bett und Kissen auf dem Boden schlafen, wurde rund um die Uhr überwacht und durfte nur 30 Minuten pro Tag mit Augenbinde an die frische Luft. Die grausamen und unmenschlichen Haftbedingungen haben Spuren hinterlassen. Der Gesundheitszustand von Nahid Taghavi hatte sich seit ihrer Inhaftierung erheblich verschlechtert.
Im Juli 2022 wurde Nahid in einen akut benötigten medizinischen Hafturlaub entlassen. Doch bereits am 13. November 2022 musste sie wieder ins Gefängnis, obwohl ihre medizinische Behandlung noch nicht abgeschlossen war. Es folgten zwei weitere medizinische Hafturlaube im Jahr 2024, während derer sie eine elektronische Fußfessel tragen musste und sich nicht weiter als 1000 Meter von ihrer Wohnung entfernen durfte.
In den vergangenen Jahren haben die iranischen Behörden Dutzende Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit inhaftiert, darunter Journalist*innen, Akademiker*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen. Bereits 2019 haben der damalige UN-Sonderberichterstatter für die Lage der Menschenrechte im Iran, Javaid Rehman, und die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen hervorgehoben, dass die iranischen Behörden schon seit Langem willkürlich inhaftierte Doppelstaatsbürger*innen und Staatsangehörige anderer Staaten als Druckmittel einsetzen.