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Von Big Data bis zur Künstlichen Intelligenz birgt die Digitalisierung viele Gefahren für Menschenrechte – aber auch Chancen.
Vor ein paar Jahren sah das Leben komplett anders aus: Google wurde 1997 gelauncht, Facebook 2004, das erste iPhone erschien 2007. Das ist alles noch nicht ewig her. Und doch kann man sich eine Welt ohne sie kaum mehr vorstellen. Die Digitalisierung verändert sie in einem immer schnelleren Ausmaß, berührt alle Bereiche unseres Lebens, auch auf die Menschenrechte. Etwa das Recht auf Privatsphäre, das Recht auf Menschenwürde oder der Schutz vor Diskriminierung.
Daten sind eine entscheidende Ressource unserer Zeit. Internetgiganten wie Google, Twitter und Facebook haben ein Geschäftsmodell entwickelt, das auf der digitalen Erfassung des Menschen basiert. Die schiere Größe der Unternehmen macht die Tatsache, dass sie eigenhändig bestimmen können, was auf ihren Plattformen erscheinen darf und was nicht, problematisch. Im Bericht „Surveillance Giants“ zeigte Amnesty auf, wie die allgegenwärtige Überwachung von Milliarden Menschen durch Facebook und Google eine Bedrohung für die Menschenrechte darstellt.
Die Konzerne berufen sich auf den Standpunkt, ihre Geschäftsmodelle beruhen auf Zustimmung der Nutzer*innen. Das stimmt und ist doch nur die halbe Wahrheit
Die Konzerne berufen sich auf den Standpunkt, ihre Geschäftsmodelle beruhen auf Zustimmung der Nutzer*innen. Das stimmt und ist doch nur die halbe Wahrheit: Als User*innen können wir uns heute kaum mehr im Netz bewegen, ohne Dienste der großen Internetgiganten zu nutzen. Ihre Marktdominanz macht sie zu Konzernen, die irgendwo zwischen Privatunternehmen und kritischer Infrastruktur anzusiedeln sind. Wenn wir heute zum Verbreiten unserer Meinung weder die Dienste von Facebook noch Google nutzen können, ist das keine klassische Zensur. Dennoch verändert sich dadurch unser Recht auf freie Meinungsäußerung.
Auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz stecken Herausforderungen für Menschenrechte. Die Einteilung von Menschen in Risikogruppen birgt die Gefahr von Diskriminierung. Ein vermeintlich objektiver Algorithmus setzt die individuelle Bewertung des Individuums außer Kraft und kann so ohnehin marginalisierte Gruppen noch weiter benachteiligen. Man spricht dabei von einem Bias, einer Befangenheit der Algorithmen.
Es wäre allerdings falsch, den digitalen Wandel zu verteufeln. Nicht nur, weil er sich ohnehin nicht aufhalten lässt. Sondern weil neue Instrumente natürlich nicht nur die Chance auf Missbrauch bieten, sondern eine Menge Chancen. Mit einem Messer lässt sich Gemüse schneiden wie Verbrechen begehen.
Neue Instrumente bringen nicht nur die Gefahr von Missbrauch, sondern auch eine Menge Chancen.
Ein positives Beispiel ist das Citizen Evidence Lab von Amnesty International. Seit 2014 unterstützt die Initiative zivilgesellschaftliche Organisationen, Journalist*innen und andere darin, die Möglichkeiten, Menschenrechtsverletzungen aufzudecken, mithilfe digitaler Mittel noch besser zu nutzen. Konkrete Projekte, die in den letzten Jahren unter Mithilfe des Labs umgesetzt wurden: Amnesty Decoders, eine Plattform, mit der große Projekte – wie das Auswerten von Datensätzen an Satellitenbildern auf zehntausende Aktivist*innen aufgeteilt werden können.
Oder das Digital Verification Corps, ein Netzwerk von Studierenden an sechs Partneruniversitäten, die sich auf die Verifizierung von Online-Videos spezialisiert haben. Das alles hat konkrete Auswirkungen auf die reale Welt: Wir konnten Umweltverschmutzung in Nigeria aufdecken, Menschenrechtsverletzungen durch die Polizei in Hongkong und Irak sichtbar machen. Im Zuge von „Decode Darfur“ analysierten knapp 28.600 Freiwillige insgesamt 326.000 Quadratkilometer an Satellitenbildern, um bedrohte und abgelegene Dörfer in der Region zu identifizieren. Und damit auch wieder zu zeigen: Der digitale Wandel ist nur so gut oder so schlecht, wie wir ihn regulieren und nutzen.
Text: Jonas Vogt
Dieser Text erschien im Amnesty Magazin.
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